Fotografie: Zweimal gestorben

Nr. 33 –

Über die «Wahrheit» von Dokumentarfotografie wird immer wieder gestritten. Selbst eines der berühmtesten Kriegsbilder, Robert Capas Fotografie eines von einer Kugel getroffenen, fallenden republikanischen Soldaten im Spanischen Bürgerkrieg, wurde einmal verdächtigt, gestellt gewesen zu sein. Jetzt dokumentiert eine Ausstellung in New York über den US-amerikanischen Bürgerkrieg, dass seit den Anfängen der Fotografie manipuliert wurde.

Der Fotograf Alexander Gardner beispielsweise produzierte 1863 ein eindrückliches Bild: «Der letzte Schlaf eines Scharfschützen in Gettysburg». Das Gewehr neben der Leiche hatte er allerdings nachträglich hinzugestellt. Wenig später veröffentlichte Gardner eine Fotografie unter dem Titel «Tod eines konföderierten Scharfschützen, Gettysburg». Neben dem Toten lag allerdings nicht nur dasselbe Gewehr, sondern es handelte sich dabei um dieselbe Leiche des unionistischen Soldaten. Die hatte der Fotograf mit einem Gehilfen siebzig Meter weit an einen malerischen Ort hinter einer Felsverschanzung geschleppt und in die Uniform der aufständischen konföderierten Truppen gesteckt.

Die damalige Kriegsfotografie konnte wegen der langen Belichtungszeiten keine Kriegshandlungen zeigen und konzentrierte sich deshalb auf Schlachtfelder und zerstörte Gebäude, auf Ansammlungen von Soldaten vor oder nach Kämpfen oder auf Gefangene und Tote. Heutzutage ist das Morden auch wieder unsichtbar geworden, nicht wegen einer zu langsamen Aufnahmetechnik, sondern wegen zu schneller und anonymisierter Kriegsführung mit Drohnen.