Was weiter geschah: Syngentas giftigstes Herbizid verboten
Weit über 20 000 Menschen mussten in Zentralamerika sterben, bis etwas geschah: Letzte Woche verbot das Parlament von El Salvador 53 Pestizide. Sie sollen in den kommenden beiden Jahren durch Produkte ersetzt werden, «die ungefährlich sind für Mensch und Natur». An erster Stelle der verbotenen Substanzen steht Paraquat, das derzeit weltweit bei weitem giftigste Herbizid, das in El Salvador vom Schweizer Konzern Syngenta unter dem Markennamen Gramoxone vertrieben wird. Reihenuntersuchungen des Gesundheitsministeriums hatten ergeben, dass Paraquat zusammen mit anderen Pestiziden ursächlich ist für das in ländlichen Gebieten massenhaft auftretende und oft tödlich endende chronische Nierenversagen. In der Schweiz ist Paraquat seit 1989 verboten.
Das von Gesundheitsministerin María Isabel Rodríguez ausgearbeitete Gesetz stösst auf heftigen Widerstand der Agrarlobby. Das Paraquat-Verbot führe die Landwirtschaft «direkt in den Bankrott», sagte Jaime Auerbach, der Vorsitzende der Vereinigung der Zuckerrohrproduzenten. Andere Agrarverbände malten den Verlust von über 300 000 Arbeitsplätzen an die Wand. Die Lebensmittelproduktion El Salvadors werde um bis zu achtzig Prozent zurückgehen. Die Rechtspartei Arena, die sich traditionell für die Interessen der Agroindustrie starkmacht und gegen das Verbot gestimmt hatte, sprach von einem «infamen Attentat auf die Landwirtschaft». Mit dem Geschrei soll Präsident Mauricio Funes dazu gedrängt werden, das Gesetz ans Parlament zurückzuschicken.
In den Nachbarländern ist Paraquat weiterhin zugelassen. Das Gesundheitsministerium will mit einer Aufklärungskampagne die Landbevölkerung davon abhalten, die Gifte in Zukunft als Schmuggelware zu kaufen.
Nachtrag zu den Artikeln «Ein Gift, das an die Nieren geht» in WOZ Nr. 49/12 und «Die Frau, die Syngenta das Fürchten lehrt» in WOZ Nr. 25/13.