CD: Loschtig allein langweilt

Nr. 40 –

Der Hitzige Appenzeller Chor besteht aus vier jungen Frauen und sechs jungen Männern aus Innerrhoden. Der Name ihrer ersten CD, «Ruggrooveli», will wohl Programm sein; die SängerInnen verbinden das Rugguusseli, den Innerrhoder Naturjodel, mit auswärtigem Groove. Doch Groove hat dieser Chor dann, wenn er im Appenzell bleibt und die Rugguusseli heutig singt. Dann schwingen die jungen Stimmen herzhaft, berührend und gekonnt. Die Soli haben voraus gut Raum, die sekundierenden Jodler halten gerade, das Tempo ist schleizig und nicht so langsam, wie es sich als Sitte und Brauch da und dort eingenistet hat.

Wie sie Lieder wie «I de eeschte Hötte» oder «Jetz wemmer e Schöppeli loschtig si» gegen den Strich singen, ist «loschtig», kippt aber in die Langeweile, wenn in den Textumbauten Ausflüge ins Hosenscheissen oder zu Stereotypen über «Zörcher» und «Sangaller» bemüht werden. Die Basler Fasnächtler taten das vor fünfzig Jahren besser. Dass das kein Konzept ist, merken die SängerInnen selbst, und so holen sie Gassenhauer wie «By the Rivers of Babylon» oder verballhornte südafrikanische Gesänge an den Säntis. Das aber gibt ebenso wenig Groove wie die Fusion vom Rugguusseli mit eigenartigen Rapgesängen samt Jaul- und Speuzgeräuschen.

Alles ist «loschtig», man lacht viel auf der Bühne. Doch genügt das? Beim dritten Mal mag man es nicht mehr hören. Die vermeintliche Vielfalt langweilt, statt etwas «grad z hebä», versuchen die JodlerInnen alles etwas. Die munteren Stimmen der Hitzigen sollen besser in die Rugguusseli hineinzäuerlen und -joolen, anstatt sauglatt die schon lange seligen Comedian Harmonists zu spielen.

Gar viele Jütz in Innerrhoden, aber auch im leicht anders naturjodelnden Toggenburg oder im zäuerlenden Ausserrhoden hätten gewiss noch Freude, mit den Hitzigen heutig zu werden.

www.hitziger.ch

Hitziger Appenzeller Chor: Ruggrooveli