Kost und Logis: Die Frauen und der Krieg

Nr. 50 –

Fussnoten in der Geschichte.

Dass es die Frauen erst seit 1971 gibt, ist eine urbane Legende, die sich speziell in der Schweiz hartnäckig hält (siehe «Wichtig zu wissen» in WOZ Nr. 43/13). Natürlich ist die Forschungslage schwierig, weil vor der Erfindung des Binnen-I in den Geschichtsquellen nur von Männern die Rede war. Doch einiges deutet darauf hin, dass sogar schon der erste Mensch eine Frau war, nämlich Adams Mami. Ha!, werden jetzt einige aufschreien, es war doch der liebe Gott, der Adam schuf! Ha!, rufe ich zurück, und wer bitte schön hätte ihn in dem Fall wohl gestillt, seine Windeln gewaschen und seine Krippe mit weichem Moos ausgelegt?

Seit Urzeiten sind Frauen zuständig für Kost und Logis, füttern ihre Liebsten, schmücken die Höhle und pflegen kranke Kinder und verwundete Männer, damit sich Letztere schnell wieder um ihr Steckenpferd, zum Beispiel die Teilnahme an Kriegen und Kreuzzügen, kümmern können. Nachdem im November viel von Schlachten, Helden und alten Schweizern die Rede war, wenden wir uns jetzt mal jenen Frauen zu, ohne die Krieg nur halb so lustig wäre.

Da wäre zuerst Helena, Kaiser Konstantins Mutter. Ihr verdanken wir eigentlich die Kreuzzüge, denn sie entdeckte im 4. Jahrhundert das heilige Grab wieder und liess darauf eine Kirche erbauen, worauf Christen dorthin pilgerten und sich mit Muslimen um die heilige Stätte balgten, was wiederum das abendländische Rittertum anlockte. Damit die Niedergemetzelten rasch wieder auf die Beine kamen, gab es gleich neben dem Schlachtfeld ein dem heiligen Johannes gewidmetes Hospital, dem Vernehmen nach eine Mischung aus Krankenhaus, Pilgerherberge und Obdachlosenasyl, das 2000 Pflegebedürftige aufs Mal aufnehmen konnte. Dort wurden die Haudegen von einer Gemeinschaft von Spitalbrüdern und -schwestern, den JohanniterInnen, an Leib und Seele geheilt.

Die Ordensfrauen revolutionierten die Krankenpflege: Findlingskindern gaben sie Ziegen- und Eselsmilch, die Kranken erhielten saubere Laken, dreimal wöchentlich frisches Rind- oder Hammelfleisch, täglich Obst und Gemüse – und als Therapeutikum mit Honig gesüssten sizilianischen Wein. Wer weiss, vielleicht hätten ja die Kreuzzüge nicht viel länger gedauert als der Sechstagekrieg, wären da nicht diese vortrefflichen Johanniterinnen und ihre legendäre Kost und Logis gewesen.

Tausend Jahre hegen und pflegen: Kein Wunder, schrecken Frauen bis heute vor Gewalt zurück. Ehe wir in blindem Zorn die Fäuste krachen lassen, raunt unser Stammhirn uns zu, wie unappetitlich gebrochene Nasen und Bettpfannen sind und wie mühsam es ist, Blutflecken auszuwaschen. Und so schreiben die einen mit kurzem Ruhm und Heldentod Geschichte, und die andern reichen eine kalte Kompresse und laben sich an einem dankbaren Blick.

Ruth Wysseier ist WOZ-Redaktorin und Winzerin. Dieser Text ist Susanne Barden gewidmet, Krankenschwester und Heldin meiner ersten Leseversuche.