Wichtig zu wissen: Kuscheln im Frühjahr

Nr. 13 –

Susi Stühlinger über Kommunikation und Kuschelbären

Es war Sonntag, schlechtes Wetter, und die Facebook-Seite «Stopp-Kuscheljustiz» konnte seit einigen Minuten symbolträchtige 8888 «Gefällt mir»-Angaben verzeichnen. Auch Knuddel, der Kuschelbär, freute sich schon ganz doll auf die bewilligte Stopp-Kuscheljustiz-Kundgebung am kommenden Samstag auf dem Bundesplatz. Dann konnten er und seine Facebook-Freunde, von denen viele gemäss eigenen Angaben bei «harte Schule des Lebens» arbeiteten und gern Musik von Beatrice Egli oder Stahlgewitter hörten, den fremden Richtern endlich mal zeigen, wo der Hammer hängt.

Um Knuddel und seine Freunde vor den Angriffen irgendwelcher linker ChaotInnen zu beschützen, würde Reto Nause, CVP-Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, die gesamten Polizeikräfte des Kantons aufbieten – eine geile Action, fand der Kuschelbär. Der Umstand, dass es dann im restlichen Kanton keine Polizeikräfte mehr geben würde, die die Bevölkerung vor kriminellen Ausländern beschützten, war verkraftbar, zumal jeder rechte Eidgenoss dann sowieso an der Kundgebung war – sogar Nationalrat Lukas Reimann hatte seine Rede bei der Gründungsversammlung des Vereins Free Snus verschoben, um beim Kampf gegen die Kuscheljustiz mit dabei zu sein.

Eigentlich war Knuddel der Kuschelbär bisher ja kein Fan von Nause gewesen, weil der damals diese «Duschen mit Doris»-Kampagne erfunden hatte. Damit war auch er daran schuld, dass die Leuthard jetzt im Bundesrat sass, der «in allen wesentlichen Positionen ganz klar Mitte-links» war, wie es Ueli Maurer ja in der «Weltwoche» bestätigt hatte: In den letzten Jahren gab es kaum seriöse bürgerliche Entscheidungen. Aber von dem Kuschelgremium hatte man ja eh nichts anderes erwartet.

Derweil in Hinwil: Aus den Boxen dröhnte schwedischer Nonsense-Sozialisten-Pop der Band IFA-Wartburg: «Es ist nicht so schlimm auf der Insel Krim … und ich will mit meinen Parteikameraden sonnen und schwatzen, schwimmen, baden …», Ueli Maurer hopste im Takt, ein prima Programm zum Abreagieren, bevor er zum Konsenskuscheln bei dieser aussenpolitischen Ständeratskommission antanzen musste, obwohl er sich doch bereits wortreich entschuldigt hatte – AKP oder wie das Gremium hiess, jedenfalls so ähnlich wie die Partei vom Kollegen in der Türkei.

Der hatte das gut gemacht, dieses Twitter auszuschalten, Ueli Maurer hatte dafür vollstes Verständnis, seit sein Versuch mit Facebook vergangenes Jahr gescheitert und seine Person auf Twitter von einem Witzbold parodiert worden war. Das VBS könnte vielleicht prüfen, ob so eine Twitter-Abschaltung auch hier möglich wäre, dann hätte er jeweils etwas mehr Zeit für die persönliche Kommunikationsstrategie.

Da begann jäh der Telegraf unheilschwanger zu rattern, und was er ausspuckte, war der Stimmung des VBS-Direktors nicht gerade zuträglich: Der Nachrichtendienst des Bunds meldete, dass aus noch unklaren Gründen 22 Gripen-Kampfjets über dem Indischen Ozean spurlos verschwunden waren. In dieser Angelegenheit müsste die Schweiz definitiv den OSZE-Vorsitz übernehmen.

Susi Stühlinger outet sich hiermit als IFA-Wartburg-Fanin.