Rechtsextreme Kundgebung: Fünfzehn «Eidgenossen» und ein Schosshund
Düsteres war letzten Samstag in St. Gallen zu erwarten. Eine Gruppe «echter Schweizer und Eidgenossen» wollte vom Bahnhofplatz aus durch die Stadt ziehen. Sie hätten «genug von der linken Politik in unserem Land», schrieben sie auf Facebook und riefen auf gegen «Landesvernichter». Doch statt düster wurde es total absurd. Da die GewerkschafterInnen der Unia-Jugend eine Gegenkundgebung organisiert hatten, versammelten sich zwei Strassen weiter rund 150 Personen: Jusos, Familien, ein paar schwarz gekleidete und viele optisch ganz unverdächtige AntifaschistInnen. Auf dem Bahnhofplatz gähnende Leere.
Dann tauchen die Organisatorinnen doch noch auf: Diana Rüsch aus dem St. Galler Rheintal und Brigitte Hagen aus dem Aargau, Letztere mit geschientem Bein im Rollstuhl, Schosshündchen auf den Knien. Dazu etwa fünfzehn UnterstützerInnen, zumeist männlich, einige mit sehr kurzen Haaren. «Wenn das Rechtsextreme sind, dann sind sie wenigstens anständig», sagt Hagen später.
SVP-Nationalrat Lukas Reimann werde auch kommen, sagt Rüsch, man fange aber trotzdem schon einmal an. Dann beginnen die beiden, mit einem kleinen Megafon lange Reden zu halten: gegen den Bundesrat, für die Durchsetzung der Ausschaffungsinitiative, für härtere Strafen. Man hört sie kaum. Bald sind sie umringt von GegendemonstrantInnen, und einen Moment lang fragt man sich schon fast: Müssen wir jetzt unbedarfte Rechte vor der Antifa schützen? Aber alles bleibt friedlich, nur einige Fragen drücken aufs Gemüt: Warum sind so viele ProletarierInnen rechts? Warum schaffen es die Linken nicht, deren Interessen so zu vertreten, dass das bei ihnen auch ankommt? Und warum mögen Rechte Schosshündchen?
2012 war Diana Rüsch für kurze Zeit Präsidentin der neuen Direktdemokratischen Partei Schweiz (DPS), die sich als Alternative rechts der SVP etablieren wollte. Doch bald zerstritt sich Rüsch mit Ignaz Bearth, dem Initianten der DPS, der früher der Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) angehört hatte. Man traf sich vor Gericht. Heute reist Bearth gern nach Ungarn, um die rechtsextreme Jobbik zu unterstützen. Zur St. Galler Kundgebung liess er auf Facebook verlauten: «Nochmals, das sind weder Rechte, geschweige denn Patrioten. Die sind einfach nur peinlich!!!»
Und was ist mit Lukas Reimann? Wollte er diese Kundgebung wirklich unterstützen? Der SVP-Nationalrat aus Wil will allerdings nichts davon wissen: «Das höre ich jetzt zum allerersten Mal.»