Und ausserdem: Gemeindeammänner, Frauen und Äpfel

Nr. 19 –

Nun will auch der Thurgau den Begriff «Gemeindeammann» abschaffen und durch die genderkonforme Bezeichnung «Gemeindepräsident/Gemeindepräsidentin» ersetzen. Von den achtzig Thurgauer Gemeinden werden elf von Frauen regiert. Wenn sie zusammen mit ihren männlichen Kollegen auftreten, müssen sie nach Protokoll als «Herren und Damen Gemeindeammänner» angesprochen werden. Oberpeinlich!

Das findet inzwischen auch die Thurgauer Kantonsregierung und beantragt nun dem Parlament eine Revision des Gesetzes über die Gemeinden, damit die Bezeichnung «Herr Gemeindepräsident» respektive «Frau Gemeindepräsidentin» eingeführt werden kann. «Höchste Zeit, dass jetzt der Thurgau nachzieht», meint Kurt Baumann, SVP-Gemeindeammann in Sirnach und Präsident des Verbands Thurgauer Gemeinden. Anstoss dazu gab die 2012 erheblich erklärte Motion der grünen Kantonsrätin Silvia Schwyter-Mäder. Sie hatte früher selbst das Amt des Gemeindeammanns in Sommeri inne.

Über die Abschaffung des «Gemeindeammanns» wurde im Thurgau erstmals 1993 diskutiert, 22 Jahre nach Einführung des aktiven und passiven Frauenstimmrechts in der Schweiz. Ohne Erfolg. Ein Jahr später wurde in Bottighofen die erste Frau als Gemeindeammann gewählt. Erneute Diskussion im Jahr 2000 über eine weibliche Form des Amtstitels, abermals kein Erfolg. Das Argument der Tradition stach das der Genderkonformität aus. 2002 schafften die Kantone St. Gallen und Solothurn den «Gemeindeammann» ab und führten die Begriffe «Gemeindepräsident/Gemeindepräsidentin» ein. Einzig der Aargau hält noch an der antiquierten Form «Gemeindeammann» fest, obwohl es auch in diesem Kanton mehrere Frauen gibt, die einer politischen Gemeinde vorstehen.

Das Anliegen kommt aber nicht bei allen weiblichen Gemeindeammännern an. Brigitte Kaufmann, FDP-Gemeindeammann von Uttwil, droht mit einem Referendum, wenn das Kantonsparlament die genderkonforme Neuerung beschliessen sollte. Kaufmann sagt, der Begriff «Gemeindeammann» gehöre zum Thurgau wie die Äpfel.