«Kanton Afrika»: Höherer Blödsinn
Matto Kämpf lässt seinen Helden allerlei mythische Gestalten treffen.
Ein Simplicissimus reist durch die Schweiz und erledigt Mythen. Im Wallis trinkt er Weissen, «der die Gedärme erglühen» lässt, und sieht, wie die Walliser reumütig unter die Beizentische kriechen, wenn aus der Wanduhr ein Jesus schiesst. Im Jura lernt er die grüne Fee kennen, in Graubünden einen Ursli, der eine Glocke braucht, und einen kämpferischen Jörg. Im Appenzell wird er wie Gulliver von Zwergen gefesselt. In Aarau kann er eine Prinzessin erringen, die nach ein paar Jahren Ehe gar seltsam zu ihm spricht: «Mein Prinz, mir graut vor dir. Du bist Trägheit gewordenes Fleisch.» Also zieht er nach Zürich, wo ihm ein Mann, der unschwer als Alfred Escher zu erkennen ist, den Zutritt verwehrt, und schliesslich in die Ostschweiz, wo es ihn in die Steinzeit verschlägt. Hier bohrt er Löcher in Stosszähne, «wodurch ich das Alphorn und das Saxophon erfand».
Das Buch ist höherer Blödsinn mit satirischen Spitzen. Eine der Anekdoten gab ihm den Titel: In Basel trifft Immanuel Kämpf (angeblich Urgrossvater des Autors) eine Dame, die an einem Nashornknochen knabbernd von Afrika berichtet. Dort hat sie als Königin Basiliska aus Flamingoexkrementen ein rotes Rathaus erbaut und den Kanton Afrika gegründet.
Kämpf schreibt witzig und gekonnt. Aber die abgründige Dimension der Texte zeigt sich erst, wenn er als Spoken-Word-Artist auftritt – auch als Teil der «Gebirgspoeten», die ebenfalls gerne mit Schweizer Klischees spielen. Das tun auch die Collagen von Claudio Bruno, die die «Erbauungsschrift» (Untertitel) schmücken. Sie kommt wirklich sehr erbaulich daher.
Der Autor liest am Samstag, 31. Mai 2014, um 15 Uhr in Solothurn.
Matto Kämpf: Kanton Afrika. Eine Erbauungsschrift. Verlag Der gesunde Menschenversand. Luzern 2014. 104 Seiten. 25 Franken