Klimapolitik: China und Indien schwänzen den Gipfel
Wieder mal schlechte Nachrichten fürs Klima: Die Regierungschefs von zwei der drei grössten CO2-Verursachern der Welt werden den nächsten Klimagipfel voraussichtlich schwänzen. Weder der chinesische Staatspräsident Xi Jinping noch der indische Premierminister Narendra Modi werden übernächste Woche in New York erwartet, wo UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu einem wichtigen Vorbereitungstreffen für die nächste Klimaverhandlungsrunde lädt.
Die Absenz von Xi Jinping hatte sich bereits länger abgezeichnet, und das Aussenministerium rechtfertigte sich auch schon, dass der Ausgang des Gipfels keinesfalls von den Namen auf der Gästeliste abhängig gemacht werden könne. China arbeite mit Nachdruck daran, die Emissionen zu reduzieren, und leiste einen wichtigen Beitrag zu den globalen Bemühungen, den Klimawandel zu bekämpfen. Tatsächlich gibt es Anzeichen, dass China das Steuer mit der Zeit herumreissen wird – Prognosen der US-amerikanischen Energy Information Administration zeigen, dass China ab 2030 den CO2-Ausstoss wieder reduzieren dürfte; reichlich spät, aber immerhin.
Indien macht der internationalen Klimagemeinde mehr Sorgen – nicht nur, weil die Prognosen um einiges düsterer sind als für China (manche Szenarien gehen von einem Anstieg um sechzig Prozent von 2020 bis 2040 aus). In letzter Zeit sorgte auch Narendra Modi mit klimaskeptischen Aussagen für Stirnrunzeln. Der frühere Al-Gore-Anhänger findet nun plötzlich, dass nicht das Klima sich geändert habe, sondern wir Menschen. In einem Videogespräch mit StudentInnen sprach er von geänderten Gewohnheiten, von einer irgendwie verdorbenen Lebensart, die die Natur zerstöre. In einem Interview mit «The Hindu» fragte er maliziös: «Klimawandel? Ist die Bezeichnung korrekt?» Und schwadronierte in der Folge über alte Leute, die meinten, die Wetterbedingungen hätten sich geändert, aber tatsächlich mit demselben Wetter schlechter zurechtkämen. «Wir haben gegen die Natur gekämpft. Wir sollten aber mit ihr leben, statt sie zu bekämpfen.»
Klingt irgendwie sehr nach Deregulierung, nach dem Fatalismus eines Wirtschaftsförderers. Tatsächlich hat Modi in seiner gut hunderttägigen Amtszeit schon einige Umweltschutzrichtlinien gelockert, um neue Kohleminen und industrielle Grossprojekte möglich zu machen.
Am 20./21. September 2014 ist globaler Aktionstag gegen den Klimawandel: www.peoplesclimate.org.