Urs Mannhart: Inspiration in der Literatur
«Auch wir inspirieren uns bei anderen – und das soll weiterhin möglich bleiben.» Dies deklarieren Hunderte von Schweizer AutorInnen im Solidaritätsschreiben der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) für Urs Mannhart. Unterschrieben haben namhafte AutorInnen wie Pedro Lenz, Adolf Muschg, Ilma Rakusa und Tim Krohn.
Hintergrund des Schreibens bildet der Streit um Urs Mannharts Roman «Bergsteigen im Flachland». Für sein 660-seitiges Werk, das im Europa der Jahrtausendwende spielt, hat sich der Berner Autor von Reportagen des österreichischen Reporters Thomas Brunnsteiner inspirieren lassen (siehe WOZ Nr. 39/14 ). Doch für den Österreicher ging die Inspiration des Schweizers zu weit. Da Mannhart, ohne seine Quelle zu nennen, Figuren aus Brunnsteiners Reportagen sowie Zitate übernahm, reichte dieser beim Zürcher Handelsgericht Klage ein, der im September stattgegeben wurde. Das Buch darf nicht mehr beworben werden, der Secession-Verlag darf es nicht mehr ausliefern, und Urs Mannhart darf nicht mehr daraus vorlesen.
Dies wiederum geht den Schweizer AutorInnen zu weit: «Wir Autorinnen und Autoren setzen uns klar für das Urheberrecht ein. Es ist ein wichtiger rechtlicher Schutz, damit unsere kreative Inspiration geschützt bleibt», schreiben sie, «doch Literatur entsteht auch aus Inspiration von Gesehenem, Gehörtem, Gelesenem. Ohne das Recht, sich an Texten anderer zu inspirieren und sich an diese anzulehnen, gäbe es keine Literatur.»