Kommentar: Gentechnik: Billiger wäre auch gesünder

Nr. 46 –

Der teuerste Acker der Schweiz liegt am Rand von Zürich: Er ist nur drei Hektaren gross, kostet aber 750 000 Franken im Jahr – die Protected Site für Gentechversuche der staatlichen landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope. Auf dem eingezäunten Areal patrouillieren Wachleute mit Hunden. Man will vermeiden, dass sich Aktionen wie 2008 wiederholen, als Vermummte ein Gentechfeld teilweise zerstörten. Und das kostet.

Dieses Jahr wuchs gentechnisch veränderter Weizen auf dem Acker, nächstes Jahr sollen es Kartoffeln der Sorten Désirée und Atlantic sein. Das gab Agroscope diese Woche bekannt. Das Besondere an diesen Kartoffeln: Die Gene, die ihnen eingeschleust wurden und sie gegen die berüchtigte Kraut- und Knollenfäule resistent machen sollen, stammen von wilden Kartoffeln. Man könnte die beiden Pflanzen also auf herkömmliche Art kreuzen. Doch dann würden auch unerwünschte Eigenschaften der Wildkartoffeln vererbt. Darum greift man zur Gentechnik. Dabei entstehen sogenannte cisgene Pflanzen – im Gegensatz zu transgenen Pflanzen, die Gene von Bakterien, nicht kreuzbaren Pflanzen oder Tieren enthalten.

«Diese Resistenz wird nicht lange halten», sagt Angelika Hilbeck, Agrarökologin an der ETH Zürich. «Man hat mehrere Resistenzgene in die Kartoffel eingeschleust, die alle einzeln schon durchbrochen wurden. Eher früher als später wird auch die Kombination durchbrochen. Es gibt keine Wunderpflanze, die die Kraut- und Knollenfäule auf Dauer in den Griff kriegt.» Das beste Mittel gegen Pflanzenkrankheiten sei uralt, sagt Hilbeck: Sortenvielfalt auf dem Acker.

Dem ist beizufügen: Es gibt bereits heute Kartoffelsorten aus konventioneller Züchtung, die sich gut gegen die Fäule wehren können. Nur sind es eben nicht beliebte Sorten wie Désirée. Den KonsumentInnen unbekannte Sorten schmackhaft zu machen, wäre günstiger, als teure Gentechversuche zu finanzieren. Aber natürlich nicht so prestigeträchtig. Und jetzt, wo die teure Protected Site schon steht, muss man sie ja auch nutzen, nicht wahr?