DRS 3: Mehr Ecken und Kanten, bitte sehr

Nr. 49 –

Als «amtlich bewilligter Störsender» ging DRS 3 – heute SRF 3 – auf Sendung. Während Jahren konnte man dort Schräges, Kantiges, Kultiges und vor allem nie Gehörtes aus allen möglichen Ecken der Popmusik entdecken. Vorbei: Heute kämpft der Sender stärker denn je mit den Privatsendern um die Gunst des Publikums und unterscheidet sich dadurch kaum noch von ihnen. Der Tag wird mit DJ Antoine, Mariah Carey, oder den All Saints gefüllt, was nicht gerade von Innovationsgeist zeugt. Darüber lamentiert haben schon viele – nun auch Kutti MC.

Der Berner Rapper und Dichter, auch bekannt als Jürg Halter, hat nun in einem offenen Brief auf Facebook seinen Unmut kundgetan: «Das Musik-Tagesprogramm hat keine Tiefen, keine Höhen, keine Ausbrüche, keine Brüche, keine Visionen», schreibt er an die Adresse von Michael Schuler, Leiter der Fachredaktion Musik beim Schweizer Radio und Fernsehen. «Sie sind ein Verwalter, kein Macher. (…) Sie entscheiden sich aber gegen die Vielfalt, (…) für das Mittelmass, für das anbiedernde Epigonentum.» Kuttis Brief endet mit «Ich bin nicht die Masse, aber ich bin auch nicht allein.» Der Brief hat in knapp einer Woche über 4000 Likes und viele begeisterte Kommentare erhalten.

Geantwortet hat auch Michael Schuler: «Die Entscheidung, welche Titel im Programm gespielt werden, ist das Ergebnis eines professionellen journalistischen Prozesses. Radio SRF 3 ist als Mainstream-Sender mit Ecken und Kanten positioniert.» Darauf hat Kutti MC wieder geantwortet: Es gehe um eine Frage der Haltung. «Die Frage ist: Können und wollen Sie meine Kritik (oder nach all den Reaktionen, besser gesagt ‹unsere Kritik›) überhaupt ernst nehmen?» Dem Programmleiter schlägt er einen «Richtungswechsel!» und einen «Neubeginn!» vor.

Kutti MCs neuer Song heisst übrigens «Provokation». Ob dieser auf dem ehemals «amtlich bewilligten Störsender» gespielt wird? Wir werden es hören. Oder eben nicht.