Plakatverbot aufgehoben: Küssende Frauen «verletzen Gefühle»
Und sie dürfen sich doch küssen. Noch letzte Woche hatte die Baselland Transport AG (BLT) darauf beharrt, die Plakate des Basler Jugendtreffs Anyway nicht in ihren «Drämmlis» aufzuhängen. Die Kampagne zeigt verschiedene Motive mit homosexuellen Jugendlichen, die sich zärtlich berühren.
Als Andreas Büttiker, Direktor der BLT, mit Schmähnachrichten überhäuft wurde, versuchte er, den Entscheid zu verteidigen – und machte so die Sache nur schlimmer. In diversen Zeitungen liess er sich zitieren, man wolle die Gefühle der Passagiere nicht verletzen und habe darum auf die heiklen Bilder verzichtet. Besonders Kinder könnten sich beim Anblick der küssenden Homosexuellen unwohl fühlen, so Büttiker. Wegen der Proteste musste die BLT unterdessen einlenken und die Kampagne erlauben.
Der Jugendtreff Anyway kann sich über das Verbot freuen. Es zeigt, wie notwendig es ist, Jugendliche bei ihrem Coming-out zu unterstützen. Denn nicht nur die BLT, sondern auch die Verkehrsbetriebe der Stadt Basel (BVB) hatten sich Gedanken gemacht, ob die Bilder zumutbar seien. Aber als «tolerantes Unternehmen» habe man sich entschieden, die Plakate aufzuhängen, erklärte die BVB-Mediensprecherin. Solange Homosexualität noch «toleriert» werden muss und keine Selbstverständlichkeit ist, braucht es küssende Lesben und Schwule. Am besten nicht nur auf Bildern im Bus, sondern im Bus selbst.
Dass auch Bilder halb nackter Frauen die Gefühle von Fahrgästen verletzten könnten, wurde bei der Debatte ausgeklammert. Es scheint grotesk, dass gerade Bilder mit (bekleideten!) Frauen anecken, obwohl sich diese einfach nur umarmen oder küssen – und nicht wie bei anderen Werbesujets in obszönen Posen rekeln.