Reform-SP: Vorsicht beim Mailversand!

Nr. 51 –

«Entfernen Sie mich bitte von dieser Mail-Liste», schreibt ein empörtes SP-Mitglied und schiebt eine knallharte Analyse hinterher: «Der Klassenkampf wird von oben geführt. Einige wollen das nicht sehen. Oder es ist ihnen egal. Wahrscheinlich, weil sie näher bei den Oberen sind.»

Es hätte der Auftakt einer erfolgreichen PR-Kampagne werden sollen. Stattdessen missachtete der rechte SP-Flügel die Mailingregel Nummer eins: Versende niemals ein Rundmail mit offener EmpfängerInnenliste. Der Lapsus passierte dem Sekretariat von Daniel Jositsch. Der Zürcher Ständerat und seine GesinnungsgenossInnen lancierten mit dem E-Mail die neue Internetplattform des rechten SP-Flügels. Und lösten bei einigen AdressatInnen vor allem eines aus: Ärger.

Der Richtungsstreit innerhalb der SP wird von den Medien seit Wochen hochgekocht. Dabei haben die «Reformer» um PolitikerInnen wie Daniel Jositsch, Pascale Bruderer oder Mario Fehr in der Partei wenig Einfluss. Breit ist der Konsens darüber, dass das Erfolgsrezept für die SP nicht lauten darf, in die Mitte zu rücken. Kein Wunder also, suchen die rechten SPlerInnen nach Verbündeten ausserhalb der eigenen Partei: Unter den AdressatInnen der «Reformer» sind etwa FDP-Leute wie Thomas Daum oder Regine Sauter zu finden, aber auch der PR-Berater Sacha Wigdorovits, der nicht nur in der Nacktselfieaffäre um den Badener Stadtammann Geri Müller eine zweifelhafte Rolle spielte.

Wigdorovits schaltet sich denn auch prompt in den öffentlichen Mailstreit ein – der so amüsant ist wie entlarvend. Als der Regisseur Samir seinem Vorschreiber beipflichtet, schreibt Wigdorovits: «Very funny, wenn jemand von Umverteilung von unten nach oben schreibt, der von Filmsubventionen und Unterstützungsbeiträgen lebt, welche vor allem ‹die oben› bezahlen.» Schon in den ersten 48 Stunden sollen sich 600 Personen auf der Plattform der «Reformer» eingetragen haben. Der unfreiwillig öffentliche Mailverkehr lässt zumindest erahnen, welchem politischen Milieu sie entstammen.