Neues aus der Wissenschaft: Einfach kannibalisch gut!

Nr. 10 –

Was immer Sie von Hannibal Lecter halten – seiner Einladung zum Nachtessen würden Sie kaum Folge leisten. Er ist und bleibt ein Psychopath, geradezu die Lehrbuchdefinition eines solchen: hochgradig manipulativ, nicht nur furcht-, sondern grundsätzlich emotionslos und dabei doch durchaus charmant. PsychologInnen der Universität Bonn erschüttern nun dieses Bild. Lecter wäre in ihren Augen nur die «toxische» Variante eines Psychopathen – es gibt, so behaupten sie, auch «die gutartige Form der Psychopathie».

Herausgefunden haben sie das aufgrund psychologischer Tests mit 161 freiwilligen StudienteilnehmerInnen – Angestellten aus verschiedenen Betrieben mit unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen –, deren «Psychopathie-Ausprägung» sie mit den Aussagen von jeweils zwei ArbeitskollegInnen abglichen, die Auskunft über das Sozialverhalten der ProbandInnen gaben. Dabei sind die ForscherInnen auf den «guten Psychopathen» gestossen, der sich durch eine «furchtlose Dominanz» auszeichnet. Ist er zudem hochgebildet, stehen die Chancen gut, dass er sogar zum «selbstlosen Helden im Alltag» wird – Notfallarzt oder Krisenmanager zum Beispiel.

Nun, auch Hannibal Lecter ist bekanntlich extrem intelligent und gebildet. Was ist bei ihm schiefgelaufen? Folgt man der Argumentationslogik der Bonner Studie – und wir wollen ihr hier keine Hidden Agenda unterstellen, auch wenn sie wie eine Auftragsstudie daherkommt –, so wäre vielleicht alles anders gekommen, hätte er sich für eine Karriere in der Wirtschaft entschieden. Denn, so die AutorInnen der Studie, Psychopathie gepaart mit hohem Bildungsniveau kann zu beruflicher Spitzenleistung führen, «ohne dabei andere oder das Unternehmen zu schädigen».

Frischauf denn, ihr schlauen Angestellten mit psychopathischen Neigungen: Konfrontiert eure Vorgesetzten mit den Studienresultaten, und formuliert möglichst charmant, wie intim eure Karriere mit jener des Unternehmens verstrickt ist.

Dass die «furchtlose Dominanz» in der Medienmitteilung zur «fruchtlosen» mutiert, hätte Freud bestimmt gefallen.