Finanzplatz: Bangladeschische Geldschwemme
Aktuelle Zahlen der Schweizer Nationalbank (SNB) über die Höhe der Vermögen von KundInnen aus Bangladesch, die auf Schweizer Bankkonten liegen, haben im südasiatischen Staat für hitzige politische Diskussionen gesorgt.
Es geht um die Frage, aus welchen Gründen der Umfang der Vermögen innerhalb eines Jahres um zwanzig Prozent auf 667,5 Millionen Franken anstieg. Und damit erstaunlicherweise ziemlich genau auf dasselbe Volumen wie die Vermögen von indischen KundInnen auf Schweizer Bankkonten: 676 Millionen Franken – wobei das Bruttoinlandsprodukt Indiens zehnmal höher ist als jenes von Bangladesch.
Der dortige Finanzminister bemühte sich nach kritischen Fragen aus dem Parlament, die Angelegenheit herunterzuspielen: «Der Handelsverkehr zwischen Bangladesch und der Schweiz hat markant zugenommen, entsprechend sind auch die Finanztransaktionen gestiegen. Es handelt sich nicht um Geldwäsche.»
Dieser Aussage widerspricht ein pensionierter Zentralbanker in einem Artikel des «Financial Express», der ältesten Wirtschaftszeitung des indischen Subkontinents. Er weist darauf hin, dass das Handelsvolumen zwischen Bangladesch und der Schweiz in den letzten Jahren keineswegs in ähnlichem Umfang gestiegen ist wie die Höhe der bangladeschischen Vermögen auf Schweizer Bankkonten. Der pensionierte Zentralbanker kommt deshalb zum Schluss, dass neunzig Prozent der entsprechenden Vermögen Schwarzgeld seien.
Die Schweiz ist übrigens weiterhin der grösste Offshorefinanzplatz der Welt – mit grossem Abstand, wie eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group festhält. Hierzulande wurden im letzten Jahr 2400 Milliarden US-Dollar verwaltet, die aus dem Ausland stammen. Dahinter folgen Britannien und die Karibik/Panama mit je 1300 Milliarden US-Dollar sowie Singapur mit 1200 Milliarden US-Dollar.