Was weiter geschah: Milliardenkredit für Pipeline aus Baar

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Die in Baar ansässige TAP AG, die Aktiengesellschaft hinter dem umstrittenen Projekt Trans Adriatic Pipeline (TAP), erhält von der Europäischen Investitionsbank (EIB) einen Kredit von 1,5 Milliarden Euro. Es handelt sich um den grössten je vergebenen Kredit der EIB überhaupt. Damit scheint die Finanzierung der 4,5 Milliarden teuren Pipeline, die Erdgas von der griechisch-türkischen Grenze nach Süditalien führen soll, gesichert. Noch hängig ist ein Kreditgesuch im Umfang von 500 Millionen Euro bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. An dieser ist, anders als bei der EIB, auch die Schweiz beteiligt. Die TAP ist das westlichste Teilstück des Southern Gas Corridor, mit dem Erdgas aus Aserbaidschan nach Westeuropa geführt werden soll. Zu den grössten Anteilseignern der TAP AG gehören der britische Ölkonzern BP und der aserbaidschanische Staatskonzern Socar. Gegründet wurde die AG vom Schweizer Energiekonzern Axpo, der derzeit noch fünf Prozent an ihr hält.

Für die EU gilt das Projekt als «strategisch wichtig». Doch in Apulien, wo die Pipeline auf Land trifft, ist die TAP heftig umstritten. Viele BewohnerInnen befürchten negative Auswirkungen auf den Tourismus, lehnen das Vorhaben aber auch aus klimapolitischen Gründen ab. Die Protestaktionen gehen denn auch nach der Bekanntgabe des Kredits weiter. Auch von internationalen Umweltorganisationen wird der EIB-Entscheid heftig kritisiert, da damit die Klimaziele der EU unterlaufen würden. Die Behauptung, Erdgas sei eine Art «Brückentechnologie» in eine saubere Energiezukunft, sei längst widerlegt. Laut einer Studie der Organisation Banktrack könnte die Energiegewinnung aus dem aserbaidschanischen Erdgas sogar ähnlich klimaschädigend sein wie jene aus Kohle: Bei der Gasgewinnung und beim Transport durch den Southern Gas Corridor können grosse Mengen an Methan in die Umwelt gelangen. Der Treibhausgaseffekt von Methan ist 25-mal höher als jener von CO2.

Nachtrag zu den Artikeln «Die Pipeline der neun Bundesräte» und «Die rote Zone mitten in den Olivenhainen» in WOZ Nr. 51 + 52/2017.