100 Wörter: Die lächelnde Verachtung des Schankpersonals
Binderbeck wusste, kaum dass er das Lokal betreten hatte, dass er einen Fehler machte. Er war kein Freund der Gastronomie, obwohl er niemals in der Lage gewesen wäre, derart schmackhafte Speisen zuzubereiten, und auch den Preis dafür nicht überrissen fand. Die lächelnde Verachtung des Schankpersonals, das ihn entweder als Jockel taxierte, der auf alles hereinfiel, oder als Trampel, der die raffinierten Genüsse, die hier angeboten wurden, nicht zu schätzen wusste, missbehagte ihm. Ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, es über Stunden seiner Lebenszeit herrschen zu lassen, die er auf Speisen oder Rechnungen wartend zubringen würde, beelendete ihn vollends.
Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Seine neue Gaunerkomödie «Die Bank-Räuber» tourt aktuell mit Beat Schlatter in der Hauptrolle durch die Deutschschweiz: www.diebankraeuber.ch. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.