100 Wörter: Ein Zeichen der Zuneigung
Die Nähe zum Publikum wurde ihr schliesslich zum Verhängnis, als dieses begann, sich langsam, aber definitiv in ihr Privatleben einzumischen, dieses zu analysieren und zu kommentieren. Was zu Beginn noch als Zeichen von Zuneigung und ausuferndem Fantum schmeichelhaft gewirkt hatte, nahm schon bald unschöne Züge an, als aus den eingesandten Speiserezepten mit einem Mal dringliche Hinweise auf die Gefahr falscher Ernährung, aus Krisentipps handfeste Forderungen wurden, endlich diese oder jene Heilslehre sofort und streng zu befolgen, da ihrem gesundheitlichen, seelischen und sozialen Zerfall ansonsten kaum mehr Einhalt geboten werden könne. Das Ganze besserte sich erst, als sie ihren Twitter-Account stilllegte.
Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Seine neue Gaunerkomödie «Die Bank-Räuber» tourt aktuell mit Beat Schlatter in der Hauptrolle durch die Deutschschweiz: www.diebankraeuber.ch. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.