Banken und Lohn: Der Männerbonus

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Männer in Hemd und Krawatte, nur wenige Frauen in den Chefetagen: Die Bankenbranche tickt konservativ. Nun liefert sie einen weiteren Beleg dafür, dass Lohnanalysen – zu denen die Schweizer Unternehmen ab nächstem Jahr verpflichtet sind – dringend nötig sind. Der Schweizerische Bankenpersonalverband (SBPV) veröffentlichte am Dienstag Zahlen zur Lohnungleichheit in der Branche. Der SBPV hat rund 4700 MitarbeiterInnen mit unterschiedlichsten Jobprofilen und aus allen Hierarchiestufen befragt. Das Ergebnis ist erschreckend: Während die letzte Umfrage aus dem Jahr 2017 noch auf sinkende Lohnunterschiede hinwies, scheint es nun wieder in die andere Richtung zu gehen. Und dies, obwohl – oder gerade weil – die BankerInnenlöhne stark angestiegen sind: Im Median (die eine Hälfte bekommt mehr, die andere weniger) erhalten Bankangestellte gemäss der Befragung 2019 eine Jahresvergütung inklusive Boni von 115 000 Franken (plus 3250 Franken).

Die Lohnerhöhungen kommen offenbar vor allem den Männern zugute: Auf Stufe Mitarbeitende bekommen sie im Vergleich mit 2017 7000 Franken mehr Lohn, Frauen nur 1000 Franken. Laut der Studie verdienen die Frauen im Schnitt 23,6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Damit liegt der Lohnunterschied fast 10 Prozentpunkte über dem schweizerischen Durchschnitt. Noch drastischer als beim Fixlohn (22,2 Prozent tiefer) sieht es bei den Boni aus, wo der SBPV auf 36 Prozent Differenz kommt. Mit steigendem Alter nehmen die Lohnunterschiede zu.

Die NZZ hat am Dienstag die Studie als nichtwissenschaftlich kritisiert. Doch sie deckt sich mit Erkenntnissen des Bundesamts für Statistik: Dieses kommt für den Bankensektor gar auf eine Lohndifferenz von 30,1 Prozent.

Künftig müssen zwar auch Banken jedes Jahr eine Lohnanalyse abliefern, die helfen soll, Geschlechterdiskriminierung aufzudecken. Fehlbare Unternehmen werden aber weder sanktioniert, noch werden sie zu Massnahmen zur Erreichung der Lohngleichheit verpflichtet.