Neues aus der Wissenschaft: Ein Helm für alle Lebenslagen
Wie heisst es doch so schön? Kluge Köpfe schützen sich. Nun, die wissenschaftliche Basis dieses Bonmots wackelt schon länger – unerschütterlich scheint nur der Glaube daran.
Das haben ForscherInnen aus Deutschland und Kanada jüngst mit einem hinterlistigen Experiment gezeigt. Sie rekrutierten vierzig ProbandInnen Anfang zwanzig und liessen diese ein Glücksspiel am Computer spielen: Gezeigt wurden jeweils zwei verdeckte Karten, man musste eine davon aufdecken – und gewann oder verlor. Vor jeder Runde aber musste man wählen, welches Risiko man eingehen wollte: Bei hohem Risiko konnte man 11 Cent gewinnen oder ganz leer ausgehen – bei tiefem Risiko 6 Cent gewinnen oder 5 Cent erhalten, obwohl man danebengetippt hatte. Während des Experiments trugen die ProbandInnen eine Haube mit Elektroden, die Aktivitäten im frontalen Stirnlappen massen. Die Hälfte von ihnen bekam ausserdem einen Velohelm aufgesetzt. Darauf, so behaupteten die ForscherInnen, sei ein Tracker montiert, der ihre Augenbewegungen verfolge.
Was schlichtweg gelogen war. Tatsächlich ging es im Experiment ausschliesslich um den Helm. Beeinflusste er das Risikoverhalten – und wenn ja, wie?
Das Resultat war eindeutig: Wer einen Velohelm trug, wählte viel häufiger die Alles-oder-nichts-Variante. Und die Hirnstrommessung zeigte eine im Vergleich mit den unbehelmten SpielerInnen stark verringerte Aktivität in jenem Bereich, der mit kognitiver Kontrolle und Steuerung assoziiert wird. Im Klartext: Ein Velohelm verführt zu grösserem Risikoverhalten.
So weit die schlechte Nachricht für Eltern, Velohelmverkäufer und Sicherheitsexpertinnen. Für angespannte Kontrollfreaks, Überängstliche und all jene, die unter ihrer eigenen Schüchternheit und Zurückhaltung leiden, lautet die Botschaft hingegen: Helmtragen kann Ihre Lebensqualität verbessern. Sofern Sie sich denn trauen, diesen auch aufzubehalten, wenn Sie nicht auf dem Fahrrad strampeln.
Disclaimer: Dieser Text ist nicht geeignet für Kinder unter zwölf Jahren.