Neues aus der Wissenschaft: Mein Bello – eine Biowaffe?
An dieser Stelle muss ein ernstes Wort an Sie, liebe Hundehalterin, lieber Hundehalter, gerichtet werden: Hören Sie auf, Ihren Vierbeiner mit Frischfleischmahlzeiten zu versorgen – das ist nicht nur falsch verstandene Tierliebe, das ist eine aktive Gefährdung der Menschheit!
Der hippe Ernährungstrend nennt sich «Barf» und steht für «Biologisch artgerechte Rohfütterung». Was immer mehr HundehalterInnen für gesund halten – rohes Fleisch, Innereien, Schlachtabfälle und Knochen, vermischt mit Obst und Gemüse –, hat sich im Labor indes als Seuchengefahr ersten Grades entpuppt: ForscherInnen am Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene der Uni Zürich haben nachgewiesen, dass so gefütterte Hunde zu wahren Bakterienschleudern werden. Und wir reden hier nicht nur von durchfallerzeugenden E. coli oder Salmonellen, wir sprechen von der Verbreitung antibiotikaresistenter Keime. Über sechzig Prozent der gut fünfzig Proben unterschiedlichster Hersteller enthielten Bakterien, die ein sogenanntes ESBL-Enzym produzieren. Und dieses Enzym setzt ausgerechnet Breitbandantibiotika schachmatt; jene Antibiotika also, die bei einer Vielzahl von Bakterien wirken und entsprechend oft eingesetzt werden.
Die Forschenden bezeichnen das Resultat ihrer Untersuchung als «wirklich erschreckend». Die Situation mit multiresistenten Keimen gerate «immer mehr ausser Kontrolle», warnen sie. Nicht zuletzt, weil Hunde solche antibiotikaresistenten Bakterien auch direkt auf Menschen übertragen. Es seien «dringend Gegenmassnahmen erforderlich».
Also, liebe HundehalterInnen: Machen Sie Ihren Vierbeiner nicht zur Biowaffe – greifen Sie künftig lieber wieder im Supermarkt ins Gestell mit dem Fertigfutter. Oder wollen Sie, dass schon bald nicht nur der Wolf, sondern auch sein domestizierter Verwandter zum Abschuss freigegeben wird?
Im Englischen ist «barf» übrigens ein Verb und bedeutet so viel wie «kotzen».