Was weiter geschah : Paraquat tötet

Nr.  48 –

Die Pestizide Paraquat und Glyphosat können bei Menschen, die diese Gifte bei der Landarbeit einsetzen, eine unheilbare und oft tödlich verlaufende Nierenkrankheit auslösen. Dies geht aus einer Studie hervor, die am vergangenen Wochenende in der Fachzeitschrift «Kidney International», dem Organ der internationalen Vereinigung für Nierenheilkunde, veröffentlicht wurde. Die WOZ, der die wesentlichen Ergebnisse der Forschungsarbeit vorab vorlagen, berichtete dazu bereits letzten Juni. Paraquat ist in der Schweiz zwar verboten, wird aber von dem in Basel ansässigen Agrochemiekonzern Syngenta unter dem Markennamen Gramoxone produziert und vor allem in den ärmeren Ländern dieser Welt vertrieben. Der Einsatz von Glyphosat ist seit Jahren umstritten. In Zentralamerika und in Sri Lanka sind viele Tausend LandarbeiterInnen an der dadurch ausgelösten Krankheit gestorben.

Der Studie gingen zehn Jahre Forschungsarbeit mit Reihenuntersuchungen an über tausend PatientInnen voraus. Zuletzt haben die 17 beteiligten WissenschaftlerInnen mit der Unterstützung von 13 Universitätsinstituten in Belgien, El Salvador, Frankreich, Indien, Slowenien, Sri Lanka und den USA die krankhaften Zellveränderungen an Nierenbiopsien von 34 PatientInnen mit neuster Technologie untersucht. Ihr Ergebnis: Eine toxische Ursache der im Fachjargon Cinac (Chronic Interstitial Nephritis in Agricultural Communities) genannten Krankheit sei offensichtlich; Pestizide, allen voran Paraquat und Glyphosat, seien die naheliegendsten Auslöser. Bislang war in der Fachliteratur Hitzestress als Ursache verdächtigt worden. Nach dieser Theorie waren die Kranken letztlich selbst schuld, weil sie trotz harter Arbeit unter tropischer Sonne nicht genügend tranken. Zwei Drittel der PatientInnen, deren Nierenbiopsien nun untersucht wurden, hatten nie an Hitzestress gelitten.

«Die Hitzehypothese ist damit erledigt», sagt der Krebsforscher und Altnationalrat Franco Cavalli. Über das von ihm gegründete medizinische Hilfswerk Amca, das auch in Zentralamerika arbeitet, ist ihm das Problem der epidemischen Nierenkrankheit seit langem bekannt. Die jetzt vorgelegte Studie umfasse zwar relativ wenige Fälle, diese aber seien «sehr tiefgründig und mit allen heute zur Verfügung stehenden technologischen Möglichkeiten inklusive der Elektronenmikroskopie studiert worden». Die Konsequenzen sind für ihn klar: «Die Pestizide, vor allem Paraquat, müssen international verboten werden.» Die Opfer und ihre Familien müssten entschädigt werden: «Wie schon beim Asbest muss man die Konzerne zur Kasse bitten.»

Nachtrag zum Artikel «Ein tödliches Rätsel ist gelöst» in WOZ Nr. 25/2019 .