100 Wörter: Radikale Veränderung
Es war nicht vorauszusehen gewesen, dass an einem Dienstag alles anders würde. Nicht nur die Aneignung fremder Bräuche, auch das Umstellen von Ernährung, Schlafenszeiten und Verhaltensmustern begann an diesem verregneten und ansonsten vollkommen unspektakulären Wochentag, der oft unterschätzt wird. Eine Reihe geopolitischer und tektonischer Verschiebungen, die erst Jahre später manifest wurden, nahm ihren Anfang an diesem Tag, der aus mindestens zwölf nicht miteinander bekannten Personen neue Menschen machte. Deren radikale Veränderung löste erst einmal Kopfschütteln aus. Später setzte sich die Überzeugung durch, dass sie für die Gesellschaft ungleich wertvoller geworden waren, wenn auch niemand genau sagen konnte, inwiefern und wieso.
Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Im September ist sein neuer Köbi-Krimi, «Pöschwies», im Bilgerverlag erschienen. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» und «Pöschwies» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.