LeserInnenbriefe

Nr. 33 –

Alarmismus statt Toleranz

«Debattenkultur: Ohne Streit keine Veränderung», WOZ Nr. 29/2020

Diese Position scheint mir widersprüchlich: Man kämpft gegen Hyperkorrektheit und für mehr Raum für Diversität in der öffentlichen Debatte. Die Sicht von Rowlings KritikerInnen und die Zuschreibung von Rowlings Ausspruch als beleidigend wird aber als selbstverständlich übernommen. Rowling und ihren «illustren Freunden» (anscheinend doch auch intelligente Leute) wird dieses Recht auf Kritik nicht zugestanden. Ein ausgesprochen parteiischer Artikel, der den Alarmismus verstärkt – während er für Toleranz zu werben scheint. Schade.

Dorothea Franck, per E-Mail

Gefängnisse abschaffen?

«Suizid in U-Haft: Ein Gutachten und seine Folgen», WOZ Nr. 32/2020

Wenn man den Bericht von Susan Boos gelesen hat, muss man sich schon fragen, ob es sinnvoll ist, Menschen in Gefängnisse zu stecken. Sollte man sie nicht abschaffen? In den letzten zehn Jahren sollen sich 53 Menschen in Untersuchungs- oder Sicherheitshaft umgebracht haben. Das Tier Mensch erträgt die Isolierung nicht, viele werden krank. Der ehemalige deutsche Gefängnisdirektor und Autor des Buchs «Weggesperrt», Thomas Galli, meinte, unsere Strafjustiz basiere auf demselben Grundgedanken wie die albanische Blutrache: auf der Vergeltung. Galli ist heute für die Abschaffung von Gefängnissen, «weil sie der Gesellschaft unterm Strich mehr schaden als nützen».

Früher war die Sache ganz paradox: Wer im Militär nicht lernen wollte zu töten, konnte sich durch ein psychiatrisches Gutachten als «krank» abstempeln lassen. Als gesund für die Psychiater und die Feldprediger galten in jener Zeit anscheinend Leute, die bereit waren, zur Verteidigung unseres Landes und unserer Freiheit mit dem Sturmgewehr und anderem Kriegsgerät das Morden zu lernen.

Heinrich Frei, per E-Mail

Bananenkomplimente

wobei Nr. 4/20: «Das Zeitalter der Banane. Wie eine Frucht die halbe Welt auf den Kopf gestellt hat» , WOZ Nr. 29/2020

Die Reportage über die Banane als Massenkonsumartikel ist ganz grosse Klasse. Kapitalismus beruht auf der Versklavung von Menschen und der Zerstörung des Planeten. Nichts könnte das besser illustrieren als diese spannend geschriebene Geschichte.

Walter Schweiter, per E-Mail

Zum «wobei» möchte ich herzlich «Danke!» sagen. Ich war von der Lektüre schlichtweg gefesselt, der gleichmässige Rhythmus zwischen den Passagen zur Pilzbedrohung und den historischen Passagen hat seine volle Wirkung entfaltet. So stelle ich mir wissenschaftsbasierten und kritischen Journalismus vor.

Christoph Gaiser, per E-Mail