Pressefreiheit in Algerien: «Ich bin hier, weil ich unabhängig berichtet habe»

Nr. 38 –

Der Journalist Khaled Drareni wurde am Dienstag zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er über die Massenproteste in Algerien berichtet hatte. Damit reduzierte das Berufungsgericht zwar eine im August verhängte Strafe um ein Jahr, stützte jedoch weiterhin die diffuse Anklage: Drareni soll mit seiner Berichterstattung die nationale Sicherheit gefährdet und zu Massenansammlungen aufgerufen haben.

Drareni ist Gründer des algerischen Onlinemagazins «Casbah Tribune» und arbeitet als Korrespondent für den französischen Sender TV5 Monde sowie für die NGO Reporter ohne Grenzen. Im März wurde der Vierzigjährige während einer Demonstration zusammen mit den Aktivisten Samir Benlarbi und Slimane Hamitouche festgenommen. Benlarbi und Hamitouche sind nun im selben Prozess zu einem Jahr Gefängnis, davon acht Monate auf Bewährung, verurteilt worden.

«Ich bin hier, weil ich unabhängig über den Hirak berichtet habe», verteidigte sich Drareni bei der Anhörung, wie die französische Wochenzeitung «Le Point» schreibt. «Hirak» steht für die Massenbewegung, die im Februar 2019 entflammte, den Rücktritt des Expräsidenten Abdelasis Bouteflika im April 2019 erwirkte und selbst danach nicht abebbte, sondern anhielt – bis vor einigen Monaten die Coronapandemie ausbrach.

Das Urteil gegen Drareni, Benlarbi und Hamitouche sei «eine Verhöhnung der Gerechtigkeit», schreibt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International – insbesondere für ein Land, das sich seit den Massendemonstrationen angeblich in einem politischen Wandel befinde. Laut Reporter ohne Grenzen liegt Algerien auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 146 von 180 Staaten.

In Algier protestierten am Dienstag zahlreiche Menschen vor dem Gericht gegen das Urteil. Solidarität kommt derweil auch aus Tunis und Paris, wo sich vergangene Woche Journalisten und Menschenrechtsaktivistinnen vor der algerischen Botschaft versammelten und die Freilassung von Khaled Drareni forderten.