In eigener Sache: Freiheit für Jan Awsejuschkin!
«Anatomie eines Protests»: So lautete der Titel der Reportage, die Jan Awsejuschkin Mitte August für die WOZ schrieb. So scharfsinnig wie empathisch beschrieb er die Ziele und Strategien jener, die sich dem brutalen Regime von Alexander Lukaschenko in Belarus entgegenstellten. Knapp drei Monate ist diese Momentaufnahme her; noch immer gehen jede Woche Tausende auf die Strasse, so auch am Sonntag.
An diesem Tag schlug das Regime besonders brutal zurück: Mehr als tausend Menschen wurden festgenommen, darunter auch Jan Awsejuschkin. Laut dem belarusischen JournalistInnenverband (BAJ) befindet er sich seither in Untersuchungshaft, zur Last gelegt wird ihm die «Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration». Am Mittwoch wurde er dem Richter vorgeführt. Bis Redaktionsschluss wurde das Strafmass nicht bekannt, dem BAJ zufolge droht ihm eine Strafe von rund 500 Euro Busse bis zu fünfzehn Tagen Gefängnis. Wie es Awsejuschkin in der Haft ergeht, liess sich bisher nicht in Erfahrung bringen. Wir werden weiter versuchen, mit ihm in Kontakt zu treten.
Seit der manipulierten Präsidentschaftswahl versucht das Lukaschenko-Regime mit allen Mitteln, die Berichterstattung über die Repression zu verhindern. Laut Reporter ohne Grenzen wurden seither 333 JournalistInnen verhaftet, gegen 58 wurden Arreststrafen verhängt.
Gerade für ausländische Medien ist die Zusammenarbeit mit ReporterInnen vor Ort unersetzlich. Dass unser Autor bei seiner Arbeit verhaftet wurde, ist ein nicht akzeptabler Verstoss gegen die Pressefreiheit. Wir fordern seine sofortige Freilassung und die aller BerufskollegInnen, die in Belarus inhaftiert sind.
Der am Sonntag verhaftete Jan Awsejuschkin (28) schreibt für belarusische und ausländische Medien – neben der WOZ etwa für die «Süddeutsche».