Neues aus der Wissenschaft: Ein Druide des 21. Jahrhunderts

Nr. 1 –

«Unter Aufsicht betrinken!» Mit diesem Motto lockte der findige Mainzer Student Patrick Schmitt Freiwillige für seine «Hangover-Studie» ins Biolabor der Johannes-Gutenberg-Universität. 214 Personen zwischen 18 und 65 durften sich schliesslich kollektiv besaufen (das war noch vor Corona), mit Bier oder Weisswein, nach Wunsch auch süss gespritzt. Davor und danach mussten sie einen von Miraculix Schmitt gebrauten Drink stürzen. Schmitt wollte nämlich herausfinden, ob sein Zaubertrank die typischen Folgen übermässigen Alkoholkonsums (vulgo: Kater) lindern könne.

Das Experiment verlief «nach den höchsten wissenschaftlichen Standards», wie die Uni beteuert: Alle mussten denselben Promillepegel erreichen – wer sechzig Kilo wog, hatte rund 2,5 Liter Bier in sich zu schütten –, und ein Teil der ProbandInnen erhielt statt des Zaubertranks ein Placebo- oder mineralisiertes Vitamingetränk. Ganze 47 Katersymptome wurden im Anschluss abgefragt. Troubadix hätte ob des Resultats verzückt zur Harfe gegriffen: Der Zaubertrank – eine nicht näher aufgeschlüsselte Pflanzenmixtur aus Acerola, Kaktusfeige, Ginkgo, Ingwer und Silberweide, kombiniert mit Mineralstoffen und Vitaminen – wirkte! Unter anderem fielen Kopfschmerzen um ein Drittel geringer aus, und auch die Übelkeit fühlte sich nur halb so schlimm an wie bei jenen, die bloss ein Placebo- oder Vitamingetränk erhalten hatten.

Ist Miraculix Schmitt inzwischen zum Braumeister im grossen Stil geworden? Start-up, Marketing, nächster Halt: Börse? Nein, Schmitt denkt noch grösser. Er hat mit seinem Prof gleich einen neuen Forschungszweig begründet – die Nutrakognosie. Das Ziel: aus pflanzlichen und tierischen Stoffen Nahrungsergänzungsmittel zur Optimierung der Ernährung zu entwickeln. Ein «Megatrend der Zukunft», wie es auf der noch etwas rudimentären Website heisst. Wer will schon Römer verhauen, wenn er stattdessen ganz Rom erobern kann?

In jungen Jahren hat Patrick Schmitt übrigens bereits an einem Zaubertrank zur Steigerung der sexuellen Lust geprobt. Leider lässt sich die Publikation online partout nicht finden.