Diesseits von Gut und Böse: Geizbasierte Krankheitsgewinne

Nr. 25 –

Dass unser Gesundheitssystem Profit bringen muss, finde ich pervers; der Begriff «pervers» steht laut Duden heute nämlich auch für «unerhört», «schlimm», «absurd» oder «höchst merkwürdig».

Im übertragenen Sinn wäre ein Profit ja noch sinnvoll, indem etwa kranke Menschen von Behandlungen profitieren und – wie zum Glück in den meisten Fällen – wieder gesund werden. Doch dass medizinische Güter und Dienstleistungen Gewinn abwerfen müssen, weil sie sonst gestrichen werden, scheint mir unerhört, schlimm und absurd.

«Das ist der Gang der Dinge: Wenn man Angst hat in einer Krisenzeit, klatscht man», sagte kürzlich in der «Rundschau» der Ärztliche Direktor des Zürcher Unispitals, doch nach eineinhalb Jahren ärgere man sich wieder «über ein Unispital, das keinen Gewinn schreibt». In der Sendung ging es um die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals, die schon vor Corona belastend waren.

Wenn man einmal begonnen hat, darüber nachzudenken, kann man nicht mehr aufhören, sobald man selbst oder ein naher Mensch ins Spital muss. Wie viele Stunden ist die Assistenzärztin, die die Erstuntersuchung macht, eigentlich schon ohne Pause oder gar Schlaf unterwegs? Hat sie nicht gerötete Augen? Oder ist die nette Pflegefachfrau, die gerade den Blutdruck misst, vielleicht heimlich längst zum Berufswechsel entschlossen, weil sie den Druck nicht mehr erträgt? Schmecken die Nudeln so fad, weil man jetzt schon am Gewürz spart? Kriegen die mich überhaupt gesund, bevor die Fallpauschale verbraucht ist? Und was ist, wenn nicht?

Schlau wie sie sind, haben sich die sogenannt bürgerlichen Teile unseres Parlaments zur Pflegeinitiative wieder einen indirekten Gegenvorschlag ausgedacht, mit dem die wichtigsten Forderungen umgangen werden sollen. Die Abstimmung kommt erst im Spätherbst, aber schon am 26. Juni um 14 Uhr ist am Zürcher Helvetiaplatz die Kundgebung «Gesundheit vor Profit»!