LeserInnenbriefe

Nr. 32 –

Realsatire

«Lange Finger: Klauen gegen den Kapitalismus», WOZ Nr. 31/2021

Migros und Coop, die beiden Schweizer Detailhandelsunternehmen, sind Genossenschaften, die je ungefähr drei Millionen Menschen gehören und die keine Gewinne ausschütten und auch keine überrissenen Managersaläre zahlen. Dass die Schädigung von gemeinwirtschaftlichen Detailhandelsbetrieben als Kampf gegen den Kapitalismus verstanden werden soll, ist eine kaum zu überbietende Realsatire.

Hans Kissling, Zürich

Farbigst und vielseitigst

«Totgeglaubte und Neugeborene: Linke Medien in der Schweiz 2021», «wobei» Nr. 4/2021

Knappe zwei Zeilen ist der Journalistin die farbigste und vielseitigste linke Zeitung im Kanton Zürich wert. Hiess es doch im Beitrag bloss: «Die Zürcher Zeitung ‹P.S.› sucht seit Jahren die Abgrenzung zur SP.» Damit wurde ein Klischee wiedergekäut, das so alt wie falsch ist. Als langjährige «P.S.»-Leserin empfehle ich der Autorin ein Probeabo, damit sie sich davon überzeugen kann, dass das «P.S.» eine gut gemachte Wochenzeitung ist, die eine vielfältige Diskussionskultur pflegt. Das «P.S.» ist ein Muss für politisch Interessierte im Nahbereich (Stadt und Kanton Zürich) – und damit genau das, was mir bei der «Republik» fehlt, der die WOZ gute fünf Zeilen widmete. Obendrauf bekomme ich solide Rezensionen (Literatur, Film, Theater) und circa einmal im Monat die beste Kolumne im Kanton überhaupt (die mit Markus Kunz ein Grüner schreibt). Alleine deshalb lohnt sich das Abo, auch wenn ich mittlerweile gar nicht mehr im Kanton Zürich wohne.

Suleika Baumgartner, Luzern

Die Machtfrage unbedingt deutlicher stellen

«Uster: Mitreden gegen die Klimakrise», WOZ Nr. 28/2021

Es wäre schön gewesen, wenn ihre journalistische Neugier, gepaart mit ihrem Unbehagen gegenüber dieser Art der Bürgerbeteiligung (per Los bestimmte Bürgerkomitees) wie auch demselben Unbehagen der Klimastreikbewegung, dazu geführt hätte, dass die Autorin des Artikels sich etwas weiter vorgewagt und der Recherche zum «Losen» etwas mehr Zeit gewidmet hätte. Möglicherweise wäre sie dann auf die Website www.losen-statt-waehlen.ch gestossen, die die Thematik sehr viel breiter angeht. Die Frage der Macht muss unbedingt deutlicher gestellt werden – wie viele andere Fragen ebenfalls. Und die oben erwähnte Website bietet sehr viel Lesestoff dazu.

Wenzel Andreas Haller, Aarau