«(Im)mortels»: Wenn es so weit ist

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Über zehn Jahre lang filmte Lila Ribi ihre geliebte Grandmaman Greti. Weil die Enkelin zum Teil bei ihrer Grossmutter aufgewachsen war, war ihre Beziehung immer besonders eng. Nur bei einem Thema wurden sie sich nie einig: Während Lila um jeden Preis an ein Leben nach dem Tod glauben möchte, lehnt die bodenständige Greti diese Vorstellung kategorisch ab. Die verschmitzte alte Frau macht sich sogar sanft über die Fragerei ihrer Enkelin lustig: «Wir treffen uns auf einer Wolke und reden darüber, wenn es so weit ist!»

Um mit ihren Fragen dennoch weiterzukommen, recherchiert Lila über Nahtoderfahrungen. Sie spricht etwa mit einem Wissenschaftsphilosophen, einem Neurologen, einer Hellseherin. Während sie diese Erkenntnisse nach und nach in den Film einbezieht, nimmt die Zeit ihren Lauf. Lila wird Mutter, Greti zieht ins Altersheim – ihre Gespräche über Leben und Tod führen sie weiter, bis die Grossmutter 103 Jahre alt ist. Dabei stellt sich beiläufig heraus, dass Lila Ribi, die sich 2016 mit ihrem ersten Dokumentarfilm, «Révolution silencieuse», als Regisseurin etablierte, aus einer bedeutenden Schweizer Filmfamilie stammt: Ihr Vater war der angesehene Toningenieur Luc Yersin, ihr Onkel, Yves Yersin, der Regisseur von «Les Petites Fugues», eine prägende Figur im Nouveau cinéma suisse. Zum Vorschein kommt das vor allem im Zusammenhang mit Gretis Trauer darüber, bereits zwei ihrer Söhne verloren zu haben.

Als Ausgleich zu solchen schweren Stimmungen, aber auch im Einklang mit der filmischen Suche nach einem tieferen Lebenssinn machen Ribi und Cutterin Karine Sudan grosszügigen Gebrauch von Naturbildern, etwa einem Vogelschwarm in der Dämmerung. Das wirkt teilweise etwas kitschig, doch die bis zuletzt pragmatische Einstellung der unverwüstlichen Oma hält «(Im)mortels» davon ab, ins Esoterische abzudriften. Und die grosse Zuneigung zwischen den beiden macht schliesslich klar, warum die Enkelin hofft, ihre Grossmutter möge im Jenseits weiterleben.

In: Solothurn Landhaus, Sa, 22. Januar 2022, 20.45 Uhr, und Reithalle, Di, 25. Januar 2022, 12.30 Uhr. Ab April 2022 im Kino.

(Im)mortels. Regie: Lila Ribi. Schweiz 2022