100 Wörter: Was auf dem Spiel steht

Nr. 7 –

Noch konnte sich niemand richtig vorstellen, wie es wohl sein würde, wenn alles vorbei war. Wie vorher konnte es nicht sein, weil es nie war wie früher. Wenn alle Beschränkungen, Vorschriften und Pflichten einfach wegfielen, konnte das zu erneuter Verunsicherung führen. Die Überzeugungen, wonach das Volk mit diesen Massnahmen hinters Licht geführt, gegängelt oder gar ausgerottet werden sollte, würden sich durch deren Verschwinden nicht einfach in Luft auflösen. Identitäten als Freiheitskämpfer:innen standen auf dem Spiel, und es war zu befürchten, dass sodann der Konflikt darüber ausbrechen würde, wer nun recht gehabt, wer das Unheil abgewendet und wer es verlängert hatte.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. 2019 ist sein letzter Köbi-Krimi, «Pöschwies», im Bilgerverlag erschienen. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» und «Pöschwies» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.