Frankreichs Linke: Erfolg bei den Jungen macht Hoffnung
«Wer Emmanuel Macron wählt, wählt Marine Le Pen», warnte Didier Eribon vor ziemlich genau fünf Jahren, kurz bevor sich der frühere Investmentbanker und die Rechtspopulistin in der entscheidenden Runde der französischen Präsidentschaftswahl gegenüberstanden. Der Soziologe war damals auf Lesetour in Deutschland – und stiess mit seiner Einschätzung viele vor den Kopf: Macron galt ausserhalb Frankreichs als modern, die Dämonisierung seiner Person als exemplarisch für das Schubladendenken linker Betonköpfe. Die «Süddeutsche Zeitung» etwa ätzte, Eribon verhalte sich politisch verantwortungslos.
Jetzt hat sich gezeigt, dass der Intellektuelle, wie viele andere französische Linke, nicht so falschlag mit seiner Prognose. Wieder stehen sich der Wirtschaftsliberale und die Demagogin in der Stichwahl gegenüber, nur hat dieses Mal Le Pen weitaus bessere Chancen, tatsächlich Präsidentin zu werden. Das ist auch kein Wunder, verfolgte Macron doch als Staatschef eine rechte Wirtschaftspolitik, während er Protest von der Strasse prügeln liess. So verschärfte er weiter die sozialen Widersprüche, die den Nährboden für die extreme Rechte bilden.
Zur Wahrheit gehört auch, dass es der Linken erneut nicht gelungen ist, vereint aufzutreten. Jean-Luc Mélenchon von La France insoumise fehlten nur ein paar Hunderttausend Stimmen für die Stichwahl – sein Einzug hätte die Gefahr einer künftigen Präsidentin Le Pen vorzeitig gebannt. Es sei eine «Schande», befand daher die einstige sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal, dass Grüne, Kommunisten und Sozialistinnen auf ihren aussichtslosen Kandidat:innen beharrten, anstatt eine Einheitsfront gegen Rechts zu bilden.
Hoffen lässt, dass die unter 35-Jährigen sehr links wählten. Darauf lässt sich aufbauen – sollte Mélenchon, der signalisiert hat, nicht mehr kandidieren zu wollen, von einem mehrheitsfähigeren Gesicht beerbt werden.