Leser:innenbriefe
Atomwaffengeld
«Kommentar zum Atomwaffenverbotsvertrag: Feige Haltung», WOZ Nr. 15/2022
Eine klare Mehrheit der Parteien fordert vom Bundesrat, den Uno-Atomwaffenverbotsvertrag endlich zu ratifizieren. Es sind auch handfeste wirtschaftliche Interessen, die eine Unterzeichnung dieses Vertrages «behindern». Die atomare Rüstung ist ein riesiges Geschäft, mit dem viel Geld zu verdienen ist. Zwischen Januar 2019 und Juli 2021 wurden den 25 Unternehmen, die Atomwaffen produzieren, 685 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Das sind 44 Milliarden US-Dollar mehr als in der Vorperiode. Die neun atomar bewaffneten Länder geben pro Minute mehr als 100 000 US-Dollar für das neue nukleare Wettrüsten aus.
Heute investieren Schweizer Grossbanken, Versicherungen und Pensionskassen (auch meine Pensionskasse der SBB AG) profitbewusst in Firmen, die an der Produktion von Atombomben beteiligt sind. Insgesamt 4883 Millionen US-Dollar. Die Credit Suisse platzierte 2021 2059 Millionen Dollar, die UBS 2562 Millionen und sogar die Schweizerische Nationalbank 64 Millionen US-Dollar in die Atomwaffenindustrie. Das neue Fussballstadion in Zürich, die «Credit Suisse Arena», wird vermutlich dann auch aus den Erträgen des Geschäftes der atomaren Aufrüstung finanziert. Der Waffenfabrikant Emil Bührle finanzierte einen Ausstellungssaal im Zürcher Kunsthaus, die Credit Suisse, die ihr Geld in der Atombombenindustrie anlegt, subventioniert ein Fussballstadion … Schön …
Heinrich Frei, Zürich
Ungutes Gefühl
«Züri City Card: Ein Ausweis für alle», WOZ Nr. 16/2022
Ich habe ein ungutes Gefühl gegenüber der City Card. Bei den Argumenten dafür stechen für mich die Entlastung der Sans-Papiers-Anlaufstelle (Spaz) und eine Imagepolitur für die Stadt Zürich hervor. Persönlich würde ich jedenfalls niemandem mit illegalem Aufenthaltsstatus empfehlen, sich auf diese City Card zu verlassen, und ich kann mir auch keine Person vorstellen, die das machen würde. Es genügt ja der Anfangsverdacht auf illegalen Aufenthalt, aber der dürfe sich nicht auf das Äussere beziehen. Ist es abwegig zu denken, dass sich Polizist:innen vorbereiten würden, um Anfangsverdachte zu finden, die nichts mit der dunklen Hautfarbe zu tun haben?
Es wäre mir lieber, die Stadt Zürich würde die Spaz so weit unterstützen, dass diese alle Hilfeleistungen erbringen kann, die sich aus dem unseligen Zusammentreffen von Einkommen suchenden Armen und dem sparsamen Anstellungsverhalten von Reichen ergibt. Rechtlich gäbe es wohl noch einiges herauszufinden, was den Alltag von Papierlosen bei uns erträglicher machen würde.
Christina Dolderer, Zürich
Putins Bucket List
«Wichtig zu wissen: Ohne Gewähr bei Fuss», WOZ Nr. 16/2022
Wie ist Ruedi Widmer nur an dieses geheime Kreml-Strategiepapier gekommen, das die Atomisierung der europäischen Linken in Gang setzt? Wenn dem Zaren dieses CO2-neutrale Kosakenstück gelingt, laufen auch Klimaaktive über, die sich nicht ins Rechts-links-Schema einordnen lassen. Ein wahrer, ein im doppelten Sinn nachhaltiger Sieg!
Wolfgang Beywl, Ostermundigen