Endlagerung: Lektionen aus Gorleben
Im niedersächsischen Gorleben feierte an Pfingsten die deutsche Antiatombewegung das endgültige Ende des geplanten Endlagers. Tausende fanden sich zur «Kulturellen Widerstandspartie» ein, man pflanzte Apfelbäume, tanzte zu Kettcar und Madsen. Grund zum Feiern gab es reichlich: Mehr als vierzig Jahre lang kämpfte die Protestbewegung gegen den Ausbau des früheren Salzbergwerks zu einem Tiefenlager für den hoch radioaktiven Abfall aus Deutschlands Atommeilern, bis die Bundesregierung im Herbst 2021 die Pläne letztlich begrub. Unvergessen bleiben die Demonstrationen gegen Bahntransporte abgebrannter Brennstäbe nach Gorleben.
Fast zwei Milliarden Euro hat allein das gescheiterte Projekt Gorleben gekostet – und Deutschland ist noch keinen Schritt weiter auf seiner Suche nach einem Ort, an dem der strahlende Müll vergraben werden soll. Frühstens 2031 soll ein Standort feststehen, danach werden Jahrzehnte bis zur Eröffnung eines Endlagers vergehen.
In der Schweiz ist dieser Prozess schon weiter fortgeschritten. Nach mehreren gescheiterten Anläufen hat die Entsorgungsgesellschaft Nagra kürzlich angekündigt, im September den gewünschten Standort bekannt zu geben. Im Rennen sind das Zürcher Weinland, das Gebiet Nördlich Lägern im Zürcher Unterland und der Aargauer Bözberg. Allein 4600 Tonnen hochstrahlender Müll sollen an einem dieser Orte unter die Erde. Ein Entscheid des Bundesrats dazu ist für 2029 vorgesehen. Es bleiben also noch ein paar Jahre Zeit, um aus den heute verstreuten Protestgruppen eine schlagkräftige Widerstandsbewegung nach Gorlebener Vorbild zu formen.