Jackson-Hole-Konferenz: Die Ohnmacht der Zentralbanken

Nr. 34 –

Seit Jahrzehnten hält sich hartnäckig die Idee, dass die Bekämpfung der Inflation Sache der Zentralbanken sei. Entsprechend gross sind die Erwartungen an die Konferenz in Jackson Hole, einem Tal im US-Bundesstaat Wyoming, in dem sich ab diesem Donnerstag wie jedes Jahr die Zentralbanker:innen der Welt treffen.

Die Inflation liegt in den USA derzeit bei 8,5, in der Eurozone bei 8,9 und in Grossbritannien bei 10 Prozent. Seit Monaten fordern vor allem Rechte weltweit, dass Zentralbanken ihre Leitzinsen kräftig anheben – was insbesondere der Chef der Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, auch getan hat: Er hat den Zins von fast 0 auf über 2,25 Prozent hinaufgesetzt. Mit Spannung wird nun erwartet, welche Signale er in Jackson Hole aussenden wird.

Wäre die Inflation das Resultat einer überhitzten Konjunktur, wäre die Aufgabe einfach: Steigt die wirtschaftliche Nachfrage so stark, dass der Anstieg der Produktion nicht mithält (und stattdessen die Preise steigen), ist die Zinserhöhung der logische Schritt. Wenn die Banken bei der Zentralbank mehr zahlen müssen, werden auch ihre Kredite teurer, was die Konjunktur und damit auch die wirtschaftliche Nachfrage abschwächt.

Der Hauptgrund für die aktuelle Inflation ist jedoch nicht eine zu grosse Nachfrage, sondern ein verknapptes Angebot, insbesondere von Energie, das die Preise in die Höhe treibt. Alles, was Powell tun kann, ist, die Nachfrage auf das geschrumpfte Angebot zu kürzen: Hebt er die Zinsen, können Staaten, Firmen und Haushalte weniger ausgeben, womit auch die Arbeitslosigkeit steigt. Kurz: Die Menschen werden absichtlich ärmer gemacht – was vor allem jene trifft, die sozial ohnehin ganz unten stehen. Der ideale Nährboden für die radikale Rechte.

Die Inflation ist längst nicht bloss Sache der Zentralbanker:innen. Diese sind vielmehr weitgehend machtlos. Weltweit fordern deshalb progressivere Ökonom:innen, andere Wege zu gehen. Besonders debattiert wird ein Preisdeckel, den die deutsche Ökonomin Isabella Weber zuletzt ins Spiel gebracht hat: Jeder Haushalt erhält eine subventionierte Menge Energie zum Heizen – wer mehr will, muss die Energie zu Marktpreisen kaufen.