Leser:innenbriefe

Nr. 16 –

Der Kern des Problems

«Krise in Israel: Netanjahus Ritt in den Abgrund», WOZ Nr. 15/23

Ich finde es geradezu rührend, wie sich die Autorin des Artikels um das Wohlergehen des Staates Israel besorgt zeigt. Aber ist es zielführend, die Schuld am Desaster bei der Person Netanjahu zu suchen? Ist nicht denkbar, dass der Kern der Probleme Israels, Bibi hin oder her, in der völkerrechtswidrigen Besatzung, der Apartheidmauer und dem täglichen Diebstahl palästinensischen Landes liegt und damit die durchgehende zionistische Politik der eigentliche Grund für die moralische Abstumpfung ist, die zum vorliegenden Wahlergebnis geführt hat?

Hanspeter Gysin, Basel

Ein Genuss

«Unten links»: Ruedi Widmers Karikatur zum CS-Debakel, WOZ Nr. 15/23

Diese Rubrik ist immer wieder ein Genuss. Zum aktuellen Beitrag von Ruedi Widmer kann ich nur feststellen: «Besser kann man es nicht nicht sagen.»

Markus Eugster, per E-Mail

Gleiche Chancen für Kinder

«Invalidenversicherung: ‹So kann ich nicht raus›», WOZ Nr. 15/23

Der Artikel über die zu geringen Leistungen der IV für beeinträchtigte Frauen hat mich auf verschiedenen Ebenen zum Nachdenken gebracht. Zum einen bin ich Lehrerin, und zum anderen war meine Mutter ebenfalls beeinträchtigt. Des Weiteren war ich bereits zweimal einige Wochen/Monate wegen Depressionen krankgeschrieben.

Nun zu meinen Gedanken: Als Lehrerin sehe ich, dass sogar Familien mit zwei Einkommen im unteren Gehaltsbereich wenig Geld zur Verfügung haben, doch für diese Familien gibt es keine Hilfe, ganz zu schweigen von Alleinerziehenden.

Als Tochter mit einer beeinträchtigten Mutter musste ich immer mitbedenken: Das geht nicht, das können wir nicht, das ist bei uns anders, ich muss helfen, ich kann selbst nicht mehr, aber ihr geht es schlechter. Diese Gedanken belasteten mich, seit ich drei war. Mit Geld für zusätzliche Hilfen oder auch mehr Gesprächen oder Therapien für die Kinder kann dieses Problem sicher eingedämmt werden, doch ob das immer gelingt – ich weiss es nicht. Im Artikel können die Kinder nicht zur Sprache kommen, weil sie zu jung sind. Das empfand ich beim Lesen als problematisch; wäre es nicht möglich gewesen, auch ältere Kinder einzubeziehen?

Als jemand mit wiederkehrenden Depressionen habe ich mich bewusst gegen Kinder entschieden. Auch weil es viele Forschungen zu den Belastungen für solche Kinder gibt. Über die Belastungen von Kindern chronisch kranker, körperlich beeinträchtigter Elternteile gibt es leider weniger Forschung. Natürlich möchte ich niemandem vorschreiben, wie sie oder er ihr*sein Leben gestalten soll, doch es gibt so viele Möglichkeiten, für die kommende Generation da zu sein, jenseits eigener Kinder.

Schön wäre es, wenn alle Kinder in der Schweiz gleiche Chancen hätten, unabhängig vom Elternhaus.

X. Y. (Name der Redaktion bekannt)