Leser:innenbriefe

Sieben-V-Regel
«Missbrauch in der Kirche: Mit nikotingelben Fingern», WOZ Nr. 37/23
All die Missbräuche und die fehlende Bereitschaft der Aufarbeitung. Die katholische Kirche scheint nach der Sieben-V-Regel zu funktionieren: verharmlosen, vertuschen, verschweigen, verstecken, verdrängen, vergessen, verhindern.
Richard Knecht, Glarus
Verdrängungsindustrien!
«Wahlkampfspenden: Die Interessen der wenigen», WOZ Nr. 38/23
Es ist tatsächlich wichtig, darüber nachzudenken, warum am Ende so viele gegen ihre eigenen Interessen stimmen und wählen. Aber die grossen Mittel der Bürgerlichen sind nur das eine. Wir (samt WOZ) müssten mehr auf die Verdrängungsindustrien schauen, die die vielen von ihren Interessen ablenken, weil immer grad der nächste geile Event bevorsteht. Ich erwähne (in alphabetischer Reihenfolge): Gastronomie, Kleider- und andere Moden, Konsum (inklusive Kultur), Sport (vor allem Fussball), Tourismus. Diese wirken zudem dadurch, dass sie eine Illusion der Klassenüberschreitung schaffen: die vermeintliche Aufhebung der Widersprüche im Fussballstadion oder auf dem Open-Air-Gelände.
Hans Fässler, St. Gallen
Vorurteile bestätigt!
«Kino: Ein Wirbel aus Feuer und Wasser», WOZ Nr. 38/23
Ein Wirbel aus Feuer und Wasser sei der Film «Mami Wata» des nigerianischen Regisseurs C. J. «Fiery» Obasi, schreibt die WOZ, und tatsächlich ist der Film in seiner fantastischen Schwarzweisstechnik, seiner Vermischung von traditionellen und modernen Elementen, von Realität und Traum einmalig.
Doch es bleibt auch ein ungutes Gefühl. Der Regisseur Obasi hat die Absicht, dass «der Film überall verstanden werde», auch dies ein sicher schönes Ziel. Doch der Film kann – oder muss fast – falsch verstanden werden: Die afrikanischen Männer (und etwas weniger die Frauen) werden so dargestellt, wie sie den übelsten kolonialistischen Vorurteilen entsprechen: schadenfroh, hämisch, dumm, trinkend, waffenvernarrt, brutal, ja mordend.
Man bekommt den Eindruck, dass der Regisseur in seiner Jugend zu viel (wie er sagt) «Hollywoodklassiker, britische Horrorfilme und chinesisches Martial-Arts-Kino» geschaut hat. Schade, denn so entsteht kaum Verständnis und Würdigung den afrikanischen Traditionen gegenüber, sondern alte Vorurteile werden nur bestätigt.
Göpf Berweger, Biel
Komplizinnen der Taliban
«FDP und SVP: Gemeinsam für die Taliban», WOZ Nr. 38/23
Seit die Taliban im August 2021 in Kabul einmarschiert sind, haben sie ihre Schreckensherrschaft im ganzen Land ausgebaut. Frauen und Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule und müssen sich verhüllen. Zwangsheiraten, Bedrohungen und Gewalt gehören zum Alltag für Mädchen und Frauen.
Und genau in dieser Situation machen sich die SVP und die FDP zu Komplizinnen der Taliban. Denn wo damals noch Empörung über die Machtergreifung der Taliban war, wird heute, wenn es um die Aufnahme dieser Menschen geht, von «Terrorrisiko» oder «Missbrauchsrisiko» gesprochen.
Ingrid Franz, per E-Mail
Nach der Machtübernahme der Taliban zeigte sich FDP-Ständerat Damian Müller in der Sendung «Arena» betroffen über das Schicksal der Menschen. Heute spricht er in einer Medienmitteilung von möglichem Missbrauchsrisiko durch afghanische Mädchen und Frauen, die Asyl beantragen.
Gehts noch? Von wegen, die Listenverbindung mit der SVP sei nur strategisch. Offensichtlich lenkt die FDP migrationspolitisch total auf die Linie der SVP ein. Eines muss uns bei den nationalen Wahlen klar sein: Wer FDP wählt, wählt inhaltlich auch SVP.
Maaike Saapong-Brussel, per E-Mail