Zürcher Kulturzentrum: Rote Fabrik in Schieflage
Die Rote Fabrik steckt in einer gröberen Krise. Aktuell zeigt sich diese in einer akuten finanziellen Schieflage; beim bisherigen Kurs bestehe die Gefahr, nächstes Jahr den Betrieb einstellen zu müssen. Die Mitarbeiter:innen des Zürcher Kulturzentrums erfuhren dies letzte Woche in einem Schreiben des Vorstands, das dem «Tages-Anzeiger» zugespielt wurde. Im laufenden Jahr sei ein Defizit von einer halben Million Franken zu erwarten. Geplant sind darum einschneidende Kürzungen. Allein beim Personal sollen nächstes Jahr 380 000 Franken gespart werden; es wird Kündigungen geben, wie viele, ist noch nicht bekannt; viele müssen ihr Pensum reduzieren. Gespart wird auch bei Programm, Technik und ganzen Abteilungen. So sollen die «Fabrikzeitung», die seit fast vierzig Jahren erscheint, oder das für politische und gesellschaftliche Debatten zuständige Konzeptbüro sistiert werden.
Es kursiert auch schon eine vereinfachte Erklärung: Die jüngere Generation, die 2021 nach einer tumultartigen Mitgliederversammlung Teile des Vorstands abgewählt hat, fahre nun den Laden mit ihrer Inkompetenz an die Wand. Dass im neuen Vorstand, der in kurzer Zeit folgenschwere Entscheidungen treffen musste, die Erfahrung fehlt, ist sicherlich nicht hilfreich. Zugleich aber hat erst die Erneuerungsbewegung von 2021 die strukturellen Probleme deutlich gemacht, die den Betrieb und die Entwicklung der Roten Fabrik behindern (siehe WOZ Nr. 42/21). In der Folge wurde eine Strukturreform ausgearbeitet, die derzeit umgesetzt wird und die den Betrieb handlungsfähiger machen soll. Abgesehen davon, dass das in einem basisdemokratischen Betrieb besonders komplex ist, sind auch die Umstände nicht ideal. Der Kulturbetrieb leidet unter den Folgen der Pandemie und der Inflation sowie unter steigenden Kosten. Ausserdem ist derzeit die Aktionshalle als wichtigster Veranstaltungsraum der Roten Fabrik wegen Umbauarbeiten geschlossen. Dass der Vorstand in seinem Schreiben auch von «fehlendem Selfcontrolling in der Personalplanung» schrieb, deutet aber auch auf weiteres Chaos hin.
Die Erneuerung muss also weiter und vor allem noch tiefer gehen. Aber wo sparen? Die Veranstaltungen des Konzeptbüros mögen heute zwar nicht mehr immer am Puls der Zeit sein – aber jetzt die Abteilung für politische Debatten zu streichen, um die Rote Fabrik für die Zukunft fit zu machen, scheint doch der falsche Weg.