Nahostkrieg: Ein gefährliches Novum

Nr. 4 –

Letzte Woche hat der Iran Raketen auf Syrien und die zwei Nachbarländer Pakistan und Irak abgefeuert. Grund für die grenzübergreifenden Angriffe sind der innenpolitische Druck und die Furcht vor separatistischen Bewegungen.

Nach der Ermordung eines iranischen Generals in Syrien im Dezember mit mutmasslicher israelischer Beteiligung und einem Bombenanschlag Anfang Januar in der iranischen Stadt Kerman mit knapp hundert Toten waren für die Revolutionswächter rote Linien überschritten. Die Angriffe im Irak und in Syrien galten laut Angaben des Regimes israelischen Geheimdienststandorten und Stellungen des Islamischen Staats (IS), der sich zum Attentat in Kerman bekannt hatte. Mit dem Beschuss syrischen Territoriums signalisiert der Iran, dass er über Raketen verfügt, die auch seinen Erzfeind Israel treffen könnten. Der Atommacht Pakistan wirft der Iran wiederum vor, einer sunnitischen Separatistengruppe mit Kontakten zu Israel Rückzugsorte zu bieten. Zwar vereinbarten Pakistan und Iran eine Deeskalation – dennoch besteht die Gefahr, dass im Nahen und Mittleren Osten ein weiterer Regionalkonflikt ausbrechen könnte.

Bisher waren die Machthaber der Islamischen Republik nicht aus dem Land heraus militärisch aktiv geworden. Seit die israelische Armee als Reaktion auf das Massaker der Hamas an Zivilist:innen in Israel Gaza bombardiert, attackieren die mit dem Iran verbündeten jemenitischen Huthi im Roten Meer Frachtschiffe mit Verbindung zu Israel. Infolgedessen meiden internationale Logistikfirmen vermehrt die kurze Verbindung durch den Suezkanal. Deshalb greifen britisch-amerikanische Militärs inzwischen die Huthi selbst im Jemen an.

Weil die Route auch für die europäische Wirtschaft eine der wichtigsten ist, haben sich die EU-Staaten am Montag darauf geeinigt, ihre Handelsschiffe im Roten Meer mit eigener Militärpräsenz zu schützen. Beim Treffen der EU-Aussenminister:innen fiel kein Wort darüber, dass wenige Stunden zuvor im Iran zwei Männer hingerichtet worden waren, die an Protesten gegen die Mullahs teilgenommen hatten.