Energiepolitik: Auf die Dächer, immer noch

Nr. 5 –

Im Herbst 2022 beschloss das Parlament den umstrittenen «Solarexpress». Seither locken grosszügige Subventionen für Solaranlagen auf freien Flächen in den Alpen. In den letzten Monaten sind diverse Projekte in Gemeinden zur Abstimmung gekommen. Mit sehr unterschiedlichen Resultaten: In Davos nahmen die Stimmenden im Dezember eine Solaranlage mitten im Skigebiet Parsenn mit einer Dreiviertelmehrheit an. In der Gemeinde Surses, zu der Savognin gehört, sagten sie am Montag hingegen deutlich Nein zu einem Projekt beim Weiler Radons. Dieses Nein findet im Unterland viel Beachtung, weil es das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich ist, das dort bauen wollte.

Die riesige Anlage war in einer artenreichen Graslandschaft geplant und hätte das Gebiet völlig verändert. Pro Natura kritisierte das Projekt. Der Fall zeigt, dass ein Eingriff in die Landschaft selten allein kommt: Der Bau hätte eine breitere Strasse und eine neue Stromleitung gebraucht – und den Weg für neue Beschneiungsanlagen im nahen Skigebiet geebnet.

Ebenfalls diese Woche haben Windkraftgegner:innen zwei Initiativen lanciert. Sie schiessen über das Ziel hinaus – doch der Unmut erstaunt nicht, wenn man sieht, wie unsorgfältig die Windkraftplanung in manchen Regionen abläuft. Auch in Graubünden: Nicht nur wegen der Wasser-, auch wegen der Windkraft kritisieren Umweltorganisationen den neuen «Richtplan Energie» (vgl. «‹Das sind keine Peanuts!›») .

Pro Natura hat ausgerechnet, dass allein auf den Bündner Dächern mehr Strom produziert werden kann, als der «Solarexpress» für die ganze Schweiz zum Ziel hat. Dank Zubau auf Dächern wächst der Solarstromanteil schnell. «Bereits jetzt liefern Solaranlagen im Winter beinahe so viel Strom, wie man mit dem sogenannten Solarexpress bis 2030 zusätzlich erreichen will – und das ohne alpine Anlagen», sagte Swissolar-Geschäftsführer Matthias Egli im Januar. «Auf die Dächer, nicht in die Natur!»: Mit diesem Slogan gewannen Umweltschützer:innen im Wallis 2023 eine Abstimmung gegen die unsorgfältige kantonale Umsetzung des «Solarexpresses». Er passt immer noch.