Leser:innenbriefe

Nr. 15 –

Nein zur Kostenbremse

«Bürgerliche Sozialpolitik: Der Anfang vom Ende», WOZ Nr. 14/24

Für mich als langjähriger WOZ-Leser und Hausarzt ist Andreas Fagetti mit seinem sozialpolitischen Engagement schon lange eine Referenz. Seinen Kommentar möchte ich aber nicht unwidersprochen lassen. Er schreibt, die Stimmbevölkerung könne im Juni die Problemlösung selbst in die Hand nehmen und den Krankenkasseninitiativen der SP («Prämienwahnsinn stoppen») und auch der Mitte-Partei («Kostenbremse») zustimmen.

Die SP-Initiative unterstütze ich voll. Aber die Mitte sollte mit ihrem Ansinnen keinen Erfolg haben: Das Total der in der Grundversicherung bezahlten Leistungen müsste sich dann an der Gesamtwirtschaft und an den durchschnittlichen Löhnen orientieren. Eine solche Obergrenze für die Leistungen in der Grundversorgung stellt eine Rationierung dar und führt schnell zur Zweiklassenmedizin. Näheres findet sich auf nein-zur-kostenbremse.ch.

Gut zum Thema passt auch die «Zytlupe» von Renato Kaiser auf Radio SRF 1: «Kranke an die Kasse». Einkommensabhängige Krankenkassenprämien ja, aber Nein zur Katze im Sack der Mitte-Partei.

Gerold Saladin, Uerikon

Geld für Pflanzenprodukte

«Käsemarkt: Allein gegen die Milchlobby» und «Agrarproteste: ‹Alle können ihre Kosten überwälzen, nur wir nicht›», beide WOZ Nr. 13/24

Die Proteste der Bauern gegen tiefe Abnahmepreise und das Versickern der Verkäsungszulagen sind berechtigt. Sie leisten tagtäglich Schwerstarbeit, vor allem auch mit Tieren, die oft nur mit schwersten Belastungen rentabel «genutzt» werden können. Da viele Bauern Tierfreunde sind, fördert das täglich miterlebte Tierleid die Unzufriedenheit. Die Umstellung auf pflanzliche Produkte wäre die Lösung. Nur müsste die Politik diese «Transfarmation» auch fördern, indem sie die Unterstützungsgelder statt für Tier- immer mehr für Pflanzenprodukte gewährt. Tiere schonen würde sowieso niemandem wehtun. Umgekehrt schon!

Renato Werndli, Eichberg

Die «Opération Turquoise»

«Dreissig Jahre nach dem Genozid: Die Täter verstecken sich noch in der Nähe», WOZ Nr. 14/24

«Der Exmilizionär bestätigt ohne Zögern, dass die genozidale Ideologie von 1994 in den Reihen der FDLR bis heute fortbesteht», schreibt die Autorin. Leider erwähnt sie nicht, dass die französische «Opération Turquoise» Figuren wie General Gakwerere und anderen Völkermördern quasi sicheres Geleit in den Kongo bot, wo sie – wie gesagt – bis heute ihr Unwesen treiben können. «Die späte französische Militärintervention vom 23. Juni 1994 galt der Rettung ihres Klientelregimes, nicht der Hilfe für die Opfer des Völkermordes», steht im «Widerspruch» Nr. 30 vom Dezember 1995 (Seite 75). Vor diesem Hintergrund ist auch das «sehr autoritäre» Regieren Paul Kagames zu verstehen beziehungsweise verständlich. Für eine Journalistin mit Jahrgang 1980 sind alle diese Geschehnisse Geschichte, für meine Generation sind sie noch sehr präsent.

Urs Egli, Zürich