Film: Wir alle sind Maria Schneider

Nr. 18 –

Filmstill aus «Maria Schneider, 1983»
«Maria Schneider, 1983». Regie und Drehbuch: Elisabeth Subrin. Frankreich 2022. Auftakt zur Filmreihe «Making Worlds» im Xenix Zürich, mit Vortrag von Friederike Horstmann. Do, 2. Mai 2024, 18.30 Uhr. www.xenix.ch

Mit einer Reihe von Filmen unter dem Motto «Making Worlds» versucht das Kino Xenix, im Mai unsere Wahrnehmungsgewohnheiten zugunsten feministischer, queerer und antirassistischer Perspektiven zu unterlaufen. Den Auftakt macht «Maria Schneider, 1983» (2022) von Elisabeth Subrin, der drei nachgestellte Versionen eines Interviews des französischen Fernsehens mit der titelgebenden Schauspielerin zeigt. Schneider wurde durch ihre Hauptrolle im Skandal- und Erfolgsfilm «Ultimo tango a Parigi» (1972) bekannt, bei dessen Dreharbeiten sie – erst neunzehn Jahre alt – von Regisseur Bernardo Bertolucci und dem deutlich älteren Marlon Brando zu unangekündigten gewaltsamen Sexszenen genötigt worden war.

Gespielt werden die Marias von den bezüglich Alter, Herkunft und Hautfarbe sehr unterschiedlichen Darstellerinnen Manal Issa, Aïssa Maïga und Isabel Sandoval. Wie im Original von 1983 sitzen diese in einem Café und äussern sich resigniert zu den unwürdigen Arbeitsbedingungen und sexistischen Frauenrollen, die ihnen angeboten werden. Auf die Frage, ob sie einverstanden wären, wenn das Gespräch von einem Filmausschnitt aus dem «Letzten Tango» begleitet würde, blickt jede Maria – wie Schneider im Original – flehend in die Kamera: «Non! Je ne préfère pas.» Ob sie denn «nicht in der Lage» sei, folgt jeweils prompt und demütigend die Nachfrage der Interviewerin, «die Kraft des Films von ihren persönlichen Erlebnissen zu trennen?».

Die Abweichungen zwischen den Nachstellungen und dem Original seien klein, aber entscheidend, erklärt Friederike Horstmann, die den Kurzfilm am 2. Mai mit einem Vortrag einleiten wird. Sie verlagern die Aufmerksamkeit auf die Schauspielerinnen als «selbst Betroffene» einer nach wie vor sexistischen, rassistischen und transphoben Filmindustrie und Öffentlichkeit.

Wer an der Ordnung der Welt rütteln will, muss die Strukturen ihrer Wahrnehmung verändern, die von dieser Ordnung geprägt sind. Genau das versuchen die Filme der Xenix-Reihe.