WOZ im Loop: «Das einzig Leere ist der Kommentar»

Nr. 28 –

Unter einer Glosse werde ein meist kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer journalistischer Meinungsbeitrag verstanden, informiert uns Wikipedia über unser Handwerk. Die Glosse «Im Affekt» drehte sich letzte Woche um Marlene Engelhorn, die einen Grossteil ihres Vermögens von einem Bürgerrat hat verteilen lassen. Glossistin ­Daria Wild bezeichnete Engelhorn als vielleicht «reflektierteste Erbin, seit es Geld gibt», warf ihr gleichzeitig aber vor, eine leere Geschichte zu erzählen, in der es letztlich vor allem um Stil und Moral gehe.

Über verschiedene Kanäle erreichten uns darauf teils geharnischte Reaktionen. «Das einzig Leere ist der Kommentar», schreibt zum Beispiel Beat Schmitz auf Facebook. Auf Bluesky wird etwas ausführlicher argumentiert: So sei etwa «die demokratische Debatte und Entscheidung darüber, wofür das Geld eingesetzt werden soll», ein sehr spannendes Element an Engelhorns Versuch. Auf Instagram zielt die Kritik auf eine «innerlinke Spaltung», die die WOZ hier betreibe. Über Mastodon wurde der Autorin unterstellt, sie habe sich nur oberflächlich mit dem Thema beschäftigt. Und per Mail meldete sich Leser Heinz Abler: Der «Hüftschuss» habe sein Ziel verfehlt, und an Erkenntnis lasse sich aus dieser «Schreibübung am falschen Objekt» nicht viel herausdestillieren.

Unzufrieden mit einem anderen Artikel, nämlich jenem zu den Vorteilen des integrativen Schulmodells, ist Toni Kleiman aus Basel: «Im Nebensatz werden Schwierigkeiten in der Umsetzung dieser hehren Idee mangels genügender Ressourcen angesprochen, um gleich darauf das Hohelied auf die Integration wieder anzustimmen», schreibt der ehemalige Oberstufenlehrer, um mit einer rhetorischen Frage anzuschliessen: «Haben Sie jemals erlebt, dass die Politik in der Bildung genügend Ressourcen für die Umsetzung idealistischer Zielsetzungen zur Verfügung gestellt hat?»

Es erreichte uns aber auch Zuspruch – vor allem bezüglich des neusten Kapitels im Skandal um die Sammlung Bührle und das Zürcher Kunsthaus. Die Berichterstattung gehöre «zum Besten und Wichtigsten, das die WOZ in den vergangenen Jahren gebracht» habe, schreibt Abonnent ­Robert Cohen auf woz.ch, während sich AL-Kantonsrätin Anne-Claude Hensch Frei bedankt, dass die WOZ «so hartnäckig dranbleibt».

Bisher gar keine Reaktionen ausgelöst hat übrigens das vorliegende neue Gefäss. Das ist schade, wird ein Loop doch zum umso schöneren Loop, je mehr Selbstreferenz er bieten kann!

An dieser Stelle fassen wir über den Sommer Reaktionen auf unsere Berichterstattung zusammen. Ihre Meinung erreicht uns am besten per Mail an briefe@woz.ch.