Sachbuch: Die Inflation und ihre Geheimnisse

Nr. 39 –

Buchcover von «Die Rückkehr der Inflation. Geld und Kapital im 21. Jahrhundert»
Paul Mattick: «Die Rückkehr der Inflation. Geld und Kapital im 21. Jahrhundert». Dietz Verlag. Berlin 2024. 184 Seiten. 28 Franken.

Paul Mattick, 1944 geborener Sohn des gleichnamigen deutschen Rätekommunisten (1904–1981), nimmt in seinem Buch «Die Rückkehr der Inflation» gängige, aber politisch wie methodisch falsche Erklärungen der Geldentwertung auseinander. Etwa wenn Inflation verkürzt auf Fehlentscheidungen von Wirtschaftspolitiker:innen oder Zentralbanken zurückgeführt werden soll. Vielmehr ist diese Mattick zufolge nur erklärlich, wenn man «die globale Wirtschaft als Ganzes» betrachtet – und nicht einzelne Entwicklungen getrennt voneinander analysiert – und zudem das Abflachen der ökonomischen «Profitabilität» nach 1945 hinzuzieht.

Zugleich bietet Mattick eine knappe, historisch gesättigte Darstellung des Geldes und der Geschichte der Inflation mit Fokus auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur unmittelbaren Gegenwart. Er stellt die Entwicklung des modernen Geldes dar, seine zentrale Stellung sowie die Rolle des Kredits im Zusammenhang mit Preisen und Profiten.

Auch auf die Bedeutung der Staatsausgaben und der Staatsverschuldung geht er ein. Der Staat greife zunehmend wieder auf unmittelbare Gewaltausübung zurück, wenn es um die Durchsetzung des Status quo gehe. Auswege skizziert Mattick nicht, wenngleich am Ende des Buches auch etwas Hoffnung durchschimmert, dass sich die Verhältnisse doch noch verändern liessen, wenn es einen breiten Stimmungsumschwung in der Bevölkerung geben würde – oder eben die ökologischen Folgen des «Immer weiter so» zu drastisch werden sollten.

Mattick schreibt gut nachvollziehbar. Besonders eindrücklich sind die Passagen, in denen er gegen andere Ansätze polemisiert. Auch dass Geld eben nicht einfach eine tolle Erfindung ist, die den Alltag bloss vereinfacht, macht er mit allem Nachdruck deutlich: Vielmehr ist vom Geld im Kapitalismus die «Reproduktion der Gesellschaft insgesamt» abhängig. So ist das Buch ein ideologiekritischer Abgesang auf die etablierte Wirtschaftswissenschaft.