Kulturförderung: Kein Preis für Leila Moon

Nr. 51 –

Basel streitet: über den Einfluss der Politik auf die Kulturförderung, über den Daseinszweck von Fachjurys, über Israel und Palästina, über rote Linien und darüber, wie aktivistisch Kunst sein darf.

Entzündet hatte sich der Streit an Leila Moon. Die DJ hätte für ihr künstlerisches Schaffen mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet werden sollen. Das verkündete der Kanton Basel-Stadt Mitte November – und ruderte schon tags darauf zurück. Man überprüfe die Nominierung, hiess es in der Medienmitteilung. Der Grund: Auf Instagram hatte Leila Moon mitgeteilt, eine Performance in einem Lokal abgesagt zu haben, nachdem dieses eine israelisch-amerikanische Band gebucht hatte. Sie trete nicht am gleichen Ort auf wie israelische Künstler:innen, die sich nicht offen «gegen das israelische Siedlerkolonialprojekt und den anhaltenden Genozid gegen die Palästinenser:innen» aussprächen. Letzte Woche teilte die Abteilung Kultur nun mit, dass Leila Moon den Preis nicht erhält.

Natürlich ist die Frage legitim, ob kulturelle Boykotte nicht der Vernetzungsarbeit widersprechen, für die Leila Moon unter anderem hätte ausgezeichnet werden sollen. Relevanter als die Antwort darauf ist aber, dass diese Frage nicht früher gestellt wurde. Leila Moons Haltung zum Israel-Palästina-Konflikt war in den sozialen Medien schon lange vor ihrer Nominierung ersichtlich. Die zuständige Fachjury empfahl die DJ unter anderem für die Auszeichnung, weil sie als Künstlerin «auf humanitäre Anliegen und soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam» mache. Dass die Abteilung Kultur die Nomination zuerst durchwinkte, um sie dann öffentlichkeitswirksam (und allen Anzeichen nach gegen den Willen der Jury) wieder zurückzuziehen, wirft kein gutes Licht auf das zuständige Departement.

Leila Moon hatte sich nicht für den Preis beworben. Die mediale Schlammschlacht, die auf ihre Nominierung folgte, hat sie nicht verdient. Alle Seiten warfen mit Zuspitzungen und Vereinfachungen um sich. Basler Künstler:innen, die sich politisch positionieren, werden sich in Zukunft wohl fragen, ob sie Förderpreise überhaupt annehmen wollen.