Film: Kuriositäten­kabinett auf Speed

Nr. 12 –

Diesen Artikel hören (2:43)
-15
+15
-15
/
+15
Filmstill aus «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini»
«Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini». Regie: Thomas Haemmerli. Schweiz 2025. Jetzt im Kino.

Irgendwo in einem Abstellraum: massenhaft Schaufensterpuppen. Zum Glück, sagt die Kunsthistorikerin, seien die schon schimmlig gewesen – sonst hätte man sie noch retten müssen. Der Plunder stammte aus dem Hausrat der Diamant-Feiern zum 50. Jahrestag der Generalmobilmachung. Der Winterthurer Immobilientycoon Bruno Stefanini (1924–2018), Aktivdienstnostalgiker, hatte nach den militärischen Festivitäten das gesamte Inventar aufgekauft. Sachgemässe Lagerung: sekundär.

Das ist nur eine von vielen Anekdoten aus dem Kuriositätenkabinett, das Thomas Haemmerli in seinem neuen Film aufklappt. Mit Stefanini hat Haemmerli eine Figur gefunden, die nochmals die Themen seiner ersten beiden Filme verkörpert, aber diesmal in Personalunion: als mächtiger Akteur auf dem städtischen Wohnungsmarkt («Die Gentrifizierung bin ich») wie auch als sammelwütiger Messie («Sieben Mulden und eine Leiche»). Ein schönes Fundstück im Film zeigt, in Brunos Kinderschrift säuberlich aufgelistet, was dieser schon als Bub alles sammelte. Mit Immobilien reich geworden, ramassiert Stefanini dann wahllos alles Mögliche zusammen: Er sammelt gute und schlechte Kunst, Uniformen und Waffen, die Unterhosen von Kaiserin Sisi genauso wie Nazimemorabilien. Die Absurdität dieser ausufernden Sammlung führt Haemmerli wiederholt im Schnelldurchlauf vor, wie in einer Diaschau auf Speed. Sein salopper Off-Kommentar samt «Pennälerhumor», wie es der Regisseur selbst nennt: Geschmackssache.

Als Herz des Films erweist sich Stefaninis Exfrau Veronika, die mit den Kindern früh Reissaus nahm. Tochter Bettina führt heute Stefaninis Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) und pflegt dort einen entwaffnend offensiven Umgang mit der Erblast der väterlichen Sammelwut. So geht auch Haemmerlis Film auf einen Wettbewerb der SKKG zum 100. Geburtstag ihres Gründers zurück. Gut, dass Ernst Wohlwend, Altstadtpräsident von Winterthur, im Film daran erinnert, wozu Stefanini die Stiftung einst vor allem gegründet hat: um Steuern zu sparen.