Film: Alle Macht den Hunden

Nr. 15 –

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Filmstill aus «Black Dog»: ein Mann auf einem Motorrad und ein Hund
«Black Dog». Regie: Guan Hu. China 2024. Jetzt im Kino.

Es ist die oft erzählte Geschichte von einem, der, frisch aus dem Gefängnis entlassen, in seiner alten Umgebung noch die eine oder andere Rechnung offen hat. Er heisst hier Lang, ist Sohn eines Privatzoobesitzers und war einst Rocksänger und Motorradakrobat. Die Gegend, in die der schweigsame Mann zurückkehrt, ist eine heruntergekommene westchinesische Provinzstadt am Rand der Wüste Gobi, und seine offene Rechnung ist Herr Hu, Schlangenmetzger und mächtiger Unternehmer.

Die Zusammenhänge erschliessen sich erst beiläufig, denn der Fokus liegt in «Black Dog» mehr auf den tierischen Protagonisten als auf dem Plot, der zum Auftakt einer alten Drehbuchregel folgt: Beginne mit einer Explosion und steigere das Ganze dann. In einer weiten Steppenlandschaft taucht rechts im Bild ein Rudel Hunde auf, es werden immer mehr und noch mehr. Sie rennen in irrem Tempo, als auf einer Naturstrasse ein Bus auftaucht, der wegen des rasenden Rudels vergeblich noch ein Ausweichmanöver versucht. Der Bus kippt, bleibt auf der Seite liegen. Doch es geht glimpflich aus, und zwischen Lang und einem schwarzen Strassenhund, der wie alle seine Artgenossen aus der Eröffnungsszene eigentlich zum Abschuss freigegeben ist, nimmt eine wunderbare Freundschaft ihren Lauf.

Hauptdarsteller Eddie Peng ist in China ein Superstar, Regisseur Guan Hu war für einige der grössten chinesischen Blockbuster der letzten Jahre verantwortlich. Dass «Black Dog» nun im Jahr 2008 spielt, kurz vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Beijing, ist nicht unwesentlich. Denn so kann der Film auch Kritik an den politischen Zuständen üben, weil die Übel hier ja in einer früheren Zeit liegen.

Was die Arbeit mit seinem tierischen Protagonisten betrifft, sagte Peng bei der Weltpremiere in Cannes, dass er bald einmal zu schauspielern aufgehört habe: «Alles, was ich tat, bestand nur noch darin, auf den Hund zu reagieren.» Kein Wunder, dass er das elegante Tier nach dem Dreh kurzerhand adoptierte.