Zukunft des Kuzeb: Besitzen statt besetzen?

Nr. 21 –

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Jetzt gehts um alles oder nichts. Das Kulturzentrum Bremgarten (Kuzeb), älteste (Teil-)Besetzung der Schweiz und längst eine regionale Institution, ist nach 33 Jahren mit dem Unvermeidlichen konfrontiert: Die Eigner der Liegenschaft wollen das Grundstück an bester Stadtlage verkaufen. Woher die vier Millionen Franken nehmen, die sie fordern?

Ein anonymer Grossspender macht nun die Sensation möglich. Er stiftet einen Millionenbetrag, sofern Bedingungen erfüllt werden: Das Haus muss weiterhin kollektiv und basisdemokratisch betrieben werden und soll dauerhaft der Immobilienspekulation entzogen sein. Zudem muss das Kuzeb eine halbe Million selber auftreiben. Bis jetzt wurden bereits 220 000 Franken gesammelt. «Der Support ist gross», sagt Silas Roth vom Medienteam. «Von Thun bis St. Gallen machen andere Kulturhäuser Soli-Anlässe für uns, und auf unserer Infotour drücken uns die Leute Bargeld in die Hand.» Die noch fehlenden 280 000 Franken müssen bis Ende August gesammelt sein – die Besitzer wollen das Geschäft innert nützlicher Frist abwickeln.

Laut «Bremgarter Bezirks-Anzeiger» stehen sämtliche Ortsparteipräsident:innen (mit Ausnahme der utopieresistenten SVP) einem Erwerb durch das Kuzeb positiv gegenüber. «Das hat uns erstaunt», sagt Roth. Die Politiker:innen haben wohl erkannt, was die lange geschmähten Besetzer:innen nebst Konzerten und Partys für Stadt und Region leisten: Das Kuzeb bietet von der Kletterhalle über Werkstätten, Fotolabor, Druckerei und Nähatelier bis zu Skaterampe und Garten ein soziokulturelles Angebot, von dem Jugendliche, Geflüchtete und weniger begüterte Menschen aller Art profitieren können. Und das ohne Lohnarbeit, also für die Öffentlichkeit gratis und franko.

Übrigens sind auch ältere Semester willkommen, wie Roth erzählt. Neulich hat sich ein betagter Mann gemeldet, dessen Trompetenspiel den Nachbar:innen auf den Wecker ging. Seither darf er im Kuzeb üben. 

www.kuzeb-bleibt.ch