Film: Politik als Thrill, intersektional

Nr. 27 –

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Still aus dem Film «Pooja, Sir»: Kommissarin Pooja Thapa mit einem Kind
«Pooja, Sir». Regie: Deepak Rauniyar. Nepal 2024. Jetzt im Kino.

Als Deepak Rauniyars Spielfilmdebüt «Highway» (2012) auf der Berlinale lief, war dies der erste nepalesische Beitrag im Wettbewerb eines der grossen internationalen Festivals. In seinem neuen Film «Pooja, Sir» erzählt der Regisseur nun aus Sicht einer Ermittlerin vom Kampf der Madhesi, der Bewohner:innen des südlichen Tieflands, um politische Repräsentation: Die Kommissarin Pooja Thapa (Asha Magrati) wird aus der Hauptstadt Kathmandu in die Provinz Madhesh entsandt, um die Entführung zweier Kinder zu untersuchen, während die Madhesi gegen die Verfassung protestieren.

«Pooja, Sir» entfaltet die Handlung entlang intersektionaler Konfliktlinien. Einer der entführten Buben stammt aus einfachen Verhältnissen, der andere ist Sohn einer privilegierten Schuldirektorin und eines Abgeordneten. Alltagsrassismus und soziale Distinktion, zentrale Themen des Films, zeigen sich etwa in Gesprächen über Hautfarbe oder darin, dass Poojas Kollegin, selbst Madhesi, von der Schuldirektorin konsequent ignoriert wird. Pooja sieht sich zunehmend mit der Frage konfrontiert, wie sie, die als queere Frau selbst Diskriminierung erfährt, sich als Angehörige der Mehrheitsgesellschaft zur Ausgrenzung der Madhesi positionieren soll.

Die gleitende Montage des Films verstärkt den Blick auf Poojas Entscheidungen im Spannungsfeld von Karriereversprechen und Frauensolidarität. Psychologische Konflikte wie ihre Beziehung zum Vater, der ihre Partnerin Rama nicht akzeptiert, bleiben etwas unausgegoren. Dennoch wird Poojas Vater lesbar als Verkörperung patriarchaler Dominanz der hellhäutigen Mehrheitsgesellschaft Nepals. «Pooja, Sir» ist ein kurzweiliger Politthriller, der Machtverhältnisse und Diskriminierung verhandelt, und er tut es mit den Mitteln des klassischen Erzählkinos und getragen von starken Frauenfiguren. Der Film endet mit derselben Einstellung, mit der er begonnen hat – dem Blick über die Schulter der Protagonistin. So schliesst sich die Klammer um die Geschichte einer Kommissarin, die man sich gut in weiteren Filmen vorstellen könnte.